U.S. Presidential Primaries - MH Prognostics


Rückblick & Kommentare zu den einzelnen Vorwahlen
in English

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Early Four | Super Tuesday | Super Sat. Weekend | MI | Big Tuesday | Western Week | WI | NY | Eastern Tuesday | Mai | Juni
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Iowa [Kommentar vom 02.02.2016]

Demokraten
Wenn sich ein klarer Favorit des Establishment und ein Außenseiter gegenüber stehen, ist bei der ersten Vorwahl immer die große Unbekannte, ob der "Außenseiter" tatsächlich eine gleichwertig große Mobilisierungskraft hat wie ein(e) Favorit(in). Hier habe ich die Mobilisierungskraft von Sanders ein wenig unterschätzt.
Clinton sollte es allerdings zu denken geben, dass die Wähler in Iowa sie bereits seit 2008 in- und auswendig kennen, sie damals schon nicht gewinnen konnte, und heuer gegen einen 74-jährigen Außenseiter des linken Flügels nur mit großer Mühe mit minimalem Vorsprung durchs Ziel ging.
Ob Sanders nun einen Gleichstand bei den Delegierten schafft oder zwei Delegierte weniger mitnimmt ist zweitrangig. Alleine dass er ein Kopf-an-Kopf-Ergebnis schaffte, sollte ihm - zumindest bis New Hampshire - Rückenwind geben.

Republikaner
Wie von mir erwartet konnte sich Cruz vor Trump (der vermutlich bei Caucuses etwas schwächer als bei Primaries abschneiden wird) durchsetzen. Den starken 3. Platz von Rubio habe ich erwartet, weil er in den letzten Tagen deutlich aufholte. Weil der seit Wochen am absteigenden Ast befindliche Carson seine engste Rumpf-Basis doch etwas besser halten konnte als von mir erwartet, kam Cruz - der sich mit Carson das Wählerpotential des RTT (Reactionary Theocratic TeaParty)-Flügels teilte - nicht an die 30%-Marke heran.


New Hampshire [Kommentar vom 10.02.2016]

Demokraten
Bei den Demokraten gab es heuer eine Rekord-Wahlbeteiligung, einen Rekord-Vorsprung und ein Rekord-Ergebnis: In den letzten Jahrzehnten gab es keinen Demokraten, der jemals so einen großen Vorsprung in New Hampshire erreichte, wie Sanders heuer. Und noch nie hat ein Demokrat in New Hampshire so viele Stimmen bekommen wie Bernie Sanders 2016. Der Sieg von Sanders war auch in dieser Höhe nicht wirklich überraschend. Weil es in New Hampshire in der Vergangenheit jedoch manchmal überraschende Diskrepanzen je nach technischer Ausstattung der Wahlsprengel gab (vgl. 2004), bzw. überraschende Abweichungen von den letzten Umfragen (vgl. 2008), habe ich Sanders Prognose um 5% nach unten korrigiert. Da jedoch Clinton diesmal (im Gegensatz zu 2008) keine völlig überraschende "Overperformance" gelang, wäre diese "Vorsichtsmaßnahme" nicht nötig gewesen. Somit lag ich bei ihr um ca. 4% zu hoch, und bei Sanders um rund 4% zu niedrig.

Republikaner
Im - für US-amerikanische Verhältnisse - relativ säkulären New Hampshire hatte der erzkonservative Theokrat Cruz erwartungsgemäß wenig zu melden; und Carson war als zweiter Vertreter des RTT-Flügels de facto nicht vorhanden. Wie von mir prognostiziert hat sich der vermutlich moderateste Kandidat John Kasich den 2. Platz geholt, Rubio ist aufgrund seiner schwachen Performance bei der letzten Debatte allerdings noch ein Stück stärker eingebrochen als ich es erwartet hatte. Trump konnte sein Potential diesmal offenbar sehr gut ausschöpfen, seinen Wert habe ich etwas unterschätzt. Bush und Christie lagen im Bereich meiner Erwartungen. Da sie aber kein Top3-Finish schafften, könnte es für beide schon bald sehr eng werden. Denn wer weder in Iowa noch New Hampshire einen Stockerlplatz schafft, hat traditionell nur noch sehr geringe Chancen, die Nominierung zu gewinnen.


Nevada

Demokraten [Kommentar vom 21.02.2016]
Da dieser Caucus traditionell sehr schwierig zu prognostizieren ist, habe ich befürchtet, eventuell deutlich daneben zu liegen. Von einem klaren Sieg Clintons bis zu einem knappen Sieg von Sanders hätte ich alles für möglich gehalten. Dass meine Prognose hier sehr nahe am Endergebnis lag, war in diesem Fall daher auch eine ordentliche Portion Glück.

Republikaner [Kommentar vom 24.02.2016]
Auch wenn meine Prognose weitgehend zutreffend war: Ein leicht zu vermeidender Fehler ist mir unterlaufen, weil ich vergessen hatte, einen Faktor mit zu berücksichtigen: Bei einem Caucus schneiden erfahrungsgemäß jene Kandidaten, die im einstelligen Bereich liegen würden, oft noch deutlich schwächer ab, weil die Anhänger von Kandidaten unterhalb eines gewissen Schwellwerts (je nach Bezirk oft 10 oder 15%) gezwungenermaßen zum Kandidaten ihrer zweiten Wahl wechseln müssen, weil sonst ihre Stimme gar nicht zählt. Das dürfte vor allem Kasich (und evtl. auch Carson) den einen oder anderen Prozentpunkt gekostet haben.
Ausblick auf Super Tuesday: Trump konnte gestern seine Favoritenstellung noch weiter ausbauen. Rubio konnte (als Vertreter des CWE-Flügels) von Bushs Rückzug nicht entscheidend profitieren und hat deshalb genauso wie Cruz nur noch Außenseiterchancen. Rubio bräuchte dringend seinen ersten Sieg, sonst wird die Luft für ihn sehr dünn.
Falls Cruz am Dienstag außer in seinem Heimatstaat Texas nirgends gewinnt, ist er so gut wie out. Erschwerend kommt für ihn dazu, dass Carson (obwohl mittlerweile chancenlos) noch immer nicht aufgegeben hat, und ihm somit (als weiterer Vertreter des RTT-Flügels) wohl auch am Dienstag wieder ein paar Prozentpunkte kosten wird, die Cruz dringend brauchen würde.
Falls Trump am Dienstag 9 oder gar 10 von 11 Bundesstaaten gewinnt, wird ihm die Nominierung nur noch sehr schwer zu nehmen sein.


South Carolina

Demokraten [Kommentar vom 28.02.2016]
Hier lag ich doch (wie auch viele Umfragen) recht deutlich daneben, einen so großen Vorsprung von Clinton hätte ich nicht für möglich gehalten, da gibt es nichts zu beschönigen.
Ausblick auf Super Tuesday: Clinton ist jetzt (wieder) klare Favoritin, insbesondere auch für den Super Tuesday. Wenn sie am Dienstag mehr als 8 der 11 Bundesstaaten gewinnt, hätte sie die Nominierung praktisch in der Tasche. Sanders müsste wohl zumindest 3 Staaten gewinnen, um noch im Rennen zu bleiben. Sein bestmögliches Szenario wäre wohl ein knappes 5:6, das würde unterstreichen, dass man ihn nicht vorzeitig abschreiben sollte.

Republikaner [Kommentar vom 21.02.2016]
Trump gewinnt also die traditionell wichtigste Vorwahl der Republikaner, Rubio konnte doch noch haarscharf vor Cruz den 2. Platz erringen, der Rest ist schon weit abgeschlagen. Mit meiner Prognose bin ich überwiegend zufrieden. Rubio habe ich leicht unterschätzt, dieser dürfte innerhalb des CWE-Flügels Stimmen von Bush und Kasich abgezogen haben, weil offenbar viele die letzteren beiden Kandidaten schon für ziemlich aussichtslos hielten. Bush und Carson sind nach diesem Ergebnis praktisch erledigt. Für Kasich gibt es noch minimalste Chancen, wenn er in Nevada respektabel abschneidet und am Super Tuesday nicht total K.O. geht. Der Favorit heißt seit heute eindeutig Trump, chancenreiche Verfolger sind eigentlich nur noch Rubio und Cruz (beide schon mit Respektabstand).



Super Tuesday [Kommentar vom 03.03.2016]

Demokraten
Meine Prognosen sind diesmal recht gut gelegen, da ich in keinem einzigen Staat den Sieger falsch prognostiziert habe. In Massachusetts habe ich Clinton minimal favorisiert, ebenso Sanders in Minnesota. Meine Berechnungen waren aber so knapp, dass mir der Mut für diese Siegerprognose gefehlt hat, daher meine Prognose "too close to call". Das war in Massachusetts auch richtig, wo sich Clinton ganz knapp durchsetzen durchsetzen konnte. In Minnesota fiel der Sieg von Sanders hingegen weit deutlicher aus als ich ihn erwartet hatte. Das dürfte möglicherweise ein allgemeines Indiz dafür sein, dass Sanders das Caucus-System mehr entgegenkommt, und er daher in den Staaten, die Caucuses abhalten, generell etwas besser abschneiden dürfte als in den Staaten, die gewöhnliche Primaries abhalten. Insgesamt geht dieser Super Tuesday aber recht klar an Clinton, denn insbesondere in den meisten Südstaaten hat sie groß abgeräumt und sich einen großen Vorsprung in der Anzahl an Delegierten erarbeitet.

Weil Sanders immerhin 4 der 11 Staaten gewinnen konnte (darunter mit Oklahoma auch einen Südstaat), ist Clinton noch nicht ganz durch. Wenn sie allerdings in 2 Wochen am "Big Tuesday" groß abräumt, wäre das wohl de facto das Knock-Out für Sanders. Um das zu vermeiden, muss Sanders am Big Tuesday wohl mindestens ein bis zwei der fünf Staaten gewinnen. (Derzeit ist er überall Außenseiter, nur in Missouri liegt er annähernd Kopf an Kopf), d.h. er braucht dringend wieder kräftigen Rückenwind, um am Big Tuesday nicht unterzugehen. Und diesen Rückenwind bekommt er wohl nur, wenn er nächsten Dienstag auch in Michigan gewinnt (was allerdings derzeit alles andere als wahrscheinlich ist).
Um wiederum seine Mini-Chance für Michigan zu wahren, wird er ein starkes Abschneiden am Super Saturday Weekend brauchen. Zumindest das scheint auch möglich zu sein: Wenn meine Vorprognose eintritt (Finalprognose veröffentliche ich - wie meistens - erst am Wahltag selbst), würde er immerhin 3 der 4 Staaten am Super Saturday Weekend gewinnen. Für Sanders ist jetzt beinahe jeder Vorwahltag schon ein Finale: Er braucht dringend Siege, um im Rennen zu bleiben. Jede (deutliche) Niederlage könnte schon das Ende seiner Kandidatur einläuten.

Republikaner
Bei den Republikanern war zwar meine Prognosebilanz mit 8 aus 11 korrekten Siegerprognosen auch ganz passabel, aber nicht ganz so sauber wie bei den Demokraten. Nach seinen klaren Siegen in South Carolina und Nevada habe ich Trump diesmal etwas zu hoch bewertet: statt 10 aus 11 konnte er "nur" in 7 aus 11 Bundesstaaten gewinnen.
Dennoch ist es ihm wohl nicht gelungen, seine schärfsten Verfolger aus dem Rennen zu werfen, da Cruz neben seinem Heimatstaat Texas auch noch im benachbarten Oklahoma (hier hatte ich ebenfalls Trump leicht favorisiert) und Alaska gewinnen konnte. Hier ging meine Tendenz ebenfalls Richtung Trump, weil er die offizielle Unterstützung der ehemaligen Gouverneurin von Alaska - Sarah Palin - hatte, woraus er jedoch offenbar nicht profitieren konnte.
Rubio hat mittlerweile endlich seinen ersten Sieg, das könnte aber trotzdem zu wenig sein.
Für Carson gab es auch am Super Tuesday nichts zu gewinnen. Warum er - mittlerweile völlig chancenlos - immer noch weitermacht, ist mir ein Rätsel. Da er als Vertreter des RTT-Flügels primär Cruz Stimmen kostet, nützt seine (vorläufige) Nicht-Aufgabe unterm Strich hauptsächlich Trump. Ob er das beabsichtigt? Oder ob er nur unter verblendetem totalem Realitätsverlust leidet (soll bei Republikanern des RTT-Flügels des öfteren vorkommen), und wirklich glaubt, dass Gott ihn in Kürze mit einem Wunder plötzlich triumphal auf die Siegerstraße führen wird?


Super Saturday Weekend [Kommentar vom 07.03.2016]

Demokraten
Diesmal waren meine Prognosen fast punktgenau, nur in Kansas hab ich den Vorsprung von Sanders unterschätzt. Sanders hat nun mit 3 klaren Siegen aus 4 Staaten den Rückenwind den er dringend braucht, damit es in Michigan noch einmal richtig knapp werden kann. Ich vermute, dass es ihm dadurch gelingen könnte, im Finish in Michigan noch ordentlich aufzuholen. Ob das aber reichen wird, um Michigan auch wirklich gewinnen zu können, bleibt allerdings angesichts des klaren Rückstandes in allen Umfragen doch eher unwahrscheinlich.
Für Clinton sind diese Ergebnisse eine kleine Bremse, aber noch kein ernstes Hindernis auf ihrem Weg zur Nominierung. Ernsthafte Schwierigkeiten würde sie nur dann bekommen, wenn sie überraschend doch noch in Michigan verliert, und dann auch am Big Tuesday Sanders nicht entscheidend abhängen kann, denn in den 5 Wochen danach kommen jene Bundesstaaten dran, die Sanders deutlich mehr liegen sollten.

Republikaner
Auch bei den Republikanern waren meine Prognosen überwiegend richtig (auch wenn ich Trumps Vorsprünge etwas überschätzt habe), nur in Maine lag ich falsch, wo Cruz eine echte Überraschung schaffte. Durch Carsons (späten) Rückzug hat Cruz nun den RTT-Flügel nahezu geschlossen hinter sich. Das hat vielleicht für Maine gereicht, für andere Bundesstaaten war es zu wenig. Vor allem die knappen Niederlagen in den Südstaaten Kentucky und Louisiana werden Cruz noch lange schmerzen. Denn wenn Cruz nicht im erzkonservativen "Bible Belt" gewinnen kann, wo dann? Ein paar vereinzelte Siege in konservativen Caucus-Staaten im Westen werden bei weitem nicht genügen, um Trump ernsthaft zu gefährden.
Trump bleibt also weiterhin Favorit, aber Cruz scheint sich nun zum klaren ersten Herausforderer von Trump zu entwickeln. Möglicherweise ist es dafür aber schon fast zu spät.


Vorwahlen vom 8. März (Michigan u.a.) [Kommentar vom 09.03.2016]

Demokraten
In Mississippi lag ich weitgehend richtig, auch bei den Democrats abroad wird Sanders wohl den von mir prognostizierten Vorsprung erreichen wenn nicht sogar noch übertreffen, wenn man den bisher bekannten Trends glauben darf. In Michigan lag ich zwar knapp daneben, lag aber mit meiner Prognose immer noch um Lichtjahre besser als praktisch alle Umfragen, denn:
Michigan lieferte gestern die erste ECHTE Sensation der bisherige Vorwahlsaison: Obwohl Sanders im Umfragedurchschnitt über 20(!) Prozentpunkte zurück lag, konnte er den Bundesstaat dennoch knapp gewinnen. Auch wenn sich die sensationelle Aufholjagd von Sanders für mich durchaus abgezeichnet hat, habe auch ihm diesen Sieg nicht wirklich zugetraut. Mit meiner Prognose, dass Clinton nur knapp (Vorsprung unter 5%) vorne liegen würde, war ich jedoch deutlich näher am realen Ergebnis, als praktisch alle Umfragen, die sie im Schnitt mit über 20% voran gesehen haben. Warum hab ich mit einem viel knapperen Rennen gerechnet als die meisten Umfragen?
a) In Michigan waren Gefährdung des Trinkwassers durch Fracking und die Massenabwanderung von Jobs ins Ausland durch diverse Handelsabkommen zentrale Themen. In beiden Themenfeldern hatte Sanders die wesentlich klareren Positionen.
b) In Michigan gab es offene Vorwahlen, d.h. auch Unabhängige oder kurzfristig entschlossene Republikaner (die auf die Vorwahl in "ihrer" eigenen Partei verzichteten), konnten bei den Demokraten mitwählen. Da Sanders bei Unabhängigen durchwegs deutlich besser als Clinton abschneidet, konnte er davon erwartungsgemäß mehr profitieren.
c) Umgekehrt dürfte einigen Clinton-Anhänger, die nach ihren Siegen am Super Tuesday damit rechneten, dass sie den Sieg eh schon so gut wie fix in der Tasche habe, bei den Republikanern mitgewählt haben, um dort Trump zu verhindern (oder zu ermöglichen, sofern sie davon ausgehen, dass er im November der "leichtere" Gegner wäre).

Ausblick auf "Big Tuesday": Jetzt hat Sanders wirklich echtes "Momentum", also kräftigen Rückenwind, und Clinton scheint erstmals ein wenig zu wackeln. Allerdings muss Sanders diesen Rückenwind am bevorstehenden "Big Tuesday" auch in den einen oder anderen Sieg ummünzen, weil sonst wird aus dem Rückenwind sehr schnell wieder eine Flaute. Von den 5 Bundesstaaten, in denen am Big Tuesday gewählt wird, ist Clinton in NOrth Carolina und vor allem Florida glasklare Favoritin: Dort kann Sanders nur versuchen, den Rückstand in erträglichem Rahmen zu halten. In den übrigen 3 Bundesstaaten könnte es dagegen wirklich spannend werden: In Missouri ist Sanders laut Umfragen am ehesten konkurrenzfähig. Nach seinem Sensationssieg in Michgan traue ich ihm allerdings auch in Illinois einen knappen Sieg zu. In Ohio wird es dagegen schon ein Stück schwieriger, weil dort hat sich Clinton 2008 schon gegen Obama durchgesetzt.
Für die wahrscheinlichste Variante halte ich, dass Sanders einen bis zwei der fünf Bundesstaaten gewinnen könnte. Falls Sanders am Big Tuesday tatsächlich 3 von 5 Staaten gewinnen würde, wäre das die nächste Sensation. Denn dann wären Clintons Chancen erstmals wirklich dramatisch in Gefahr, weil er dann mit zusätzlichem "Momentum" in den nächsten Wochen zu Seriensiegen ansetzen könnte, und Clinton dann Mitte April sogar um ihren Heimatstaat New York (für den sie 2 Mal in den Senat gewählt wurde) zittern müsste. Falls Sanders hingegen am Big Tuesday leer ausgehen würde, wäre ein neuerliches erfolgreiches Comeback danach umso schwieriger bis nahezu unmöglich.

Republikaner
Auch wenn Cruz den Caucus in Idaho für sich entscheiden konnte, blieb Trump in 3 von 4 Bundesstaaten - darunter auch in Michigan - siegreich. Hawaii hab ich falsch eingeschätzt, in den übrigen Bundesstaaten lag ich weitgehend richtig.
Ausblick auf "Big Tuesday": Sein Heimatstaat Ohio ist DIE Chance für Kasich, endlich seinen ersten Sieg einzufahren; aber selbst wenn er Ohio gewinnt, bliebe er trotzdem weiterhin krasser Außenseiter. Rubio braucht in seinem Heimatstaat Florida dringend einen Sieg, sonst ist er wohl endgültig weg vom Fenster. Cruz sollte mindestens ein bis zwei Siege einfahren, sonst wird es auch für ihn wieder enger. Trump bleibt Favorit. In Florida könnte er mit einem Sieg (wahrscheinlich) Rubio das endgültige K.O. verpassen; falls er auch in Ohio gewinnt (eher unwahrscheinlich), wäre auch Kasich aus dem Weg geräumt. In den restlichen 3 Bundesstaaten (IL, MO, NC) muss er die Angriffe von Cruz abwehren. Wenn ihm das mehrheitlich gelingt, bleibt er weiterhin auf Favoritenkurs zur Nominierung.



Big Tuesday [Kommentar vom 16.03.2016]

Demokraten
Diesmal war ich in meinem Prognosen etwas zu optimistisch für Sanders (mit Ausnahme von North Carolina, wo er den Rückstand tapfer in Grenzen halten konnte). Sein Rückenwind war zwar durchaus vorhanden, aber nicht stark genug, um Clinton zu schlagen. Während ihm in Florida Lichtjahre fehlten, hätte er in Illinois fast ein "zweites Michigan" geschafft, aber eben nur fast. Am Ende fehlten im etwas über 1% auf den Sieg, bei den Delegierten könnte sich allerdings sogar noch ein Gleichstand ausgehen, was immerhin ein Achtungserfolg wäre. Für Missouri gilt ähnliches: Hier ist es sogar so knapp, dass wir den Sieger noch immer nicht kennen; Clinton scheint aber auch hier die Nase ganz knapp vorn zu haben. Enttäuschend für Sanders hingegen Ohio, wo Clinton klar gewinnen konnte.
Clinton ist also mit 4 (oder gar 5?) Erfolgen aus 5 Staaten die klare Siegerin des Big Tuesday. Sanders hat nun zwar seine schwierigste Phase hinter sich (fast alle Südstaaten haben bereits gewählt, während in den übrigen Regionen noch eine deutlich Mehrheit der Delegierten zu holen sind). Dennoch wird es für ihn äußerst schwierig werden, seinen Rückstand bei den Delegiertenstimmen - der sich vor allem durch Florida und Ohio nochmals deutlich vergrößert hat - aufzuholen.
Unter normalen Umständen wäre Sanders bereits erledigt. Doch er hat mehrfach bewiesen, dass man ihn nicht vorzeitig abschreiben sollte. Dank seiner knappen Ergebnisse in Illinois und Missouri ist er noch nicht völlig K.O., auch wenn ich seine Chancen erstmals seit Beginn der Vorwahlsaison auf unter 20% absenken musste.
Sanders einzige Chance wäre, beginnend mir der "Western Week" nächste Woche eine Siegesserie hinzulegen, die bis in den April andauern müsste. Nur dann würde er seine AUßenseiter-Chance auf einen echten Showdown in New York am 19. April wahren.

Republikaner
Diesmal lagen meine Prognosen dafür bei den Republikanern sehr gut, in Missouri könnte es allerdings statt dem von mir prognostizierten knappen Sieg von Cruz doch noch einen knappen Sieg von Trump geben; aber Missouri ist - ebenso wie bei den Demokraten - derzeit noch immer "too close to call". Unabhängig vom Ausgang in Missouri heißt der klare Sieger des Big Tuesday zweifellos Trump. Kasich hat mit seinem Heimatstaat Ohio nun endlich seinen ersten Sieg, aber ein Sieg aus ca. 30 Vorwahlen wird bei weitem nicht reichen, um Trump ins Schwitzen zu bringen. Trumps Chancen auf die Nominierung reichen nach meiner Prognostik nun erstmals an die 70%-Marke heran, da Cruz aus eigener Kraft kaum noch die nötigen Delegiertenstimmen gewinnen kann (für Kasich ist es jetzt schon utopisch), d.h. beiden bleibt im wesentlichen nur noch die Hoffnung auf eine Implosion von Trump, oder darauf, dass Trump die absolute Mehrheit an Delegiertenstimmen verfehlt, und sie damit am Parteitag noch alles über den Haufen werfen können; was zwar nicht einfach, nicht üblich, aber auch nicht unmöglich wäre.


Western Week [Kommentar vom 28.03.2016]

Demokraten
Diesmal lagen meine Prognosen wieder sehr gut; im Gegensatz zu manchen Umfragen habe ich aufgrund der schwachen Performance von Clinton in den westlichen Caucus-Staaten bei ihrer ersten Kandidatur (2008) durchaus erwartet, dass Sanders Idaho und Utah gewinnen müsste; nur die Höhe seines Vorsprungs habe ich doch deutlich unterschätzt. Nachdem Sanders in der abgelaufenen "Western Week" nun 5 von 6 Bundesstaaten mit jeweils über 40(!) Prozentpunkten Vorsprung gewonnen hat, ist es wohl noch zu früh, um ihn endgültig abzuschreiben. Weil aber keine wirklich großen Bundesstaaten darunter waren, konnte er Clintons Vorsprung bei den Delegierten zwar ein wenig anknabbern, aber noch nicht dramatisch reduzieren. Jetzt müsste er auch in Wisconsin (5. April) noch klar siegen, nur dann könnte er Clinton in New York noch einmal richtig ins Schwitzen bringen.

Republikaner
Auch bei den Republikanern lagen meine Prognosen richtig, nur die Vorsprünge der Sieger habe ich wieder einmal ein wenig unterschätzt. Erwartungsgemäß gewann Trump in Arizona, und Cruz in Utah. somit hat sich kaum etwas verändert. Wenn Cruz Trump noch ernsthaft gefährlich werden will, muss er in Wisconsin gewinnen, sonst ist seine letzte Chance wohl dahin.



April


Wisconsin [Kommentar vom 06.04.2016]

Demokraten
Meine Prognose für Wisconsin hat punktgenau gehalten. Sanders hat hier seinen Pflichtsieg eingefahren. Um Clintons Vorsprung noch stärker zu reduzieren, hätte er allerdings noch höher gewinnen müssen. Mit seinem 6. Sieg aus den vergangenen 7 Vorwahlen hat er sich jedoch eindrucksvoll für den Showdown in New York am 19. April "qualifiziert". Falls er das scheinbar Unmögliche möglich macht, und Clinton in ihrem eigenen Heimatstaat schlagen kann, dann wäre das wohl der Beweis, das wirklich nichts mehr unmöglich ist. Da Sanders jedoch in der Delegierten-Zwischenrechnung weiterhin (mit ca 45% zu 55%) zurück liegt, bleibt er weiterhin eindeutig in der Außenseiterrolle.

Republikaner
Auch bei den Republikanern habe ich mit meiner Prognose recht genau ins Schwarze getroffen. Und auch hier hat der Außenseiter (Cruz) seinen Pflichtsieg eingefahren, um am Favoriten (Trump) noch irgendwie dran zu bleiben bzw. zu versuchen, ihm zumindest die absolute Mehrheit an Delegierten am Parteitag zu verwehren. Durch den Sieg von Cruz in Wisconsin sind die Chancen gestiegen, Trump doch noch die absolute Mehrheit an Delegierten-Stimmen zu verwehren. Aber jetzt kommen für Cruz die Staaten an der Ostküste, wo sich neben Trump auch Kasich noch leichter tun wird als er selbst. Nur wenn es Kasich gelingt, Trump im Osten einige Delegierte abzunehmen, und Cruz selbst nicht total untergeht, kann er noch auf den Mai (und eventuell Juni) hoffen. In seinem Heimatstaat New York ist Trump haushoher Favorit. Spannend wir nur, ob er dort die absolute Mehrheit erreicht, und damit praktisch alle New Yorker Delegiertenstimmen abräumen kann, oder ob Kasich und Cruz ihn doch noch knapp unter 50% halten können.

Wyoming [Zusatz-Kommentar vom 11.04.2016]

Demokraten
Eigentlich wäre Wyoming nicht wichtig genug für einen gesonderten Kommentar. Meine Prognose war zwar im wesentlichen richtig, allerdings habe ich Sanders Vorsprung diesmal krass überschätzt, weil mir in der Analyse ein durchaus vermeidbarer gravierender Fehler unterlaufen ist: Ich habe übersehen, dass Wyoming ein geschlossener Caucus ist. Bei den meisten offenen Caucuses in den letzten Wochen konnte Sanders - dank zahlreicher unabhängiger Stimmen - oft mit Vorsprüngen von 30-60% gewinnen. Beim geschlossenen Caucus dürfen hingegen keine unabhängigen Wähler mitstimmen, sondern nur jene, die explizit als Demokraten registriert sind (wofür es oft auch wochen- bis monatelange Fristen gibt). Ohne unabhängige Stimmen, wenn also nur eingefleischte (zumeist langjährige) Demokraten wählen dürfen, schneidet Sanders erfahrungsgemäß deutlich schwächer ab. Das erklärt auch, dass er in Wyoming keinen Erdrutschsieg mit 50% Vorsprung, sondern nur einen "gewöhnlichen" Sieg (mit ca. 12% Vorsprung) einfahren konnte. Im Hinblick auf New York ändert sich dadurch aber praktisch nichts. Sanders ist für New York krasser Außenseiter, wird vermutlich seinen großen Umfrage-Rückstand reduzieren können, aber ein Sieg wäre wohl eine noch größere Sensation als in Michigan. Aber wenn Sanders seine Kritiker eines gelehrt hat, dann eines: dass man ihn niemals vorzeitig abschreiben sollte.


New York [Kommentar vom 21.04.2016]

Demokraten
Meine Prognose hat Clintons Vorsprung ein wenig unterschätzt, weil Sanders in den letzten Tagen zu einer starken Aufholjagd ansetzte. Allerdings konnte er seinen "Last-Minute-Surge" offenbar nur zu Bruchteilen in zusätzliche Stimmen umwandeln, da New York einerseits eine geschlossene Vorwahl war, und es andererseits bereits 6 Monate(!) davor nötig gewesen wäre, sich als Demokrat zu registrieren, d.h. alle in den letzten Tagen und Wochen neu motivierten Wähler durften nicht mitstimmen. Daher unterm Strich doch ein recht klarer Sieg für Clinton.
War das nun Sanders letzte Chance? Möglicherweise. Vermutlich. Aber wie schon oft erwähnt, haben schon viele den Fehler gemacht, ihn zu früh abzuschreiben. Daher sollte man zumindest noch eine Woche bis zum Eastern Tuesday abwarten. New York war allerdings eine wichtige Vorentscheidung. Es hätte keinen besseren Platz und Zeitpunkt gegeben als New York, um noch ein (letztes?) Mal zu einem COmeback anzusetzen. Wenn er am Eastern Tuesday Clintons Vorsprung noch einmal reduzieren kann (z.B. durch einen Sieg in Pennsylvania), würde er seine Chance wieder um einige Wochen länger am Leben erhalten. Sonst ist es nächste Woche vermutlich vorbei.

Republikaner
Trumps Vorsprung lag am oberen Rand meiner Prognose. Er hat seine Gegner nicht nur geschlagen, er hat sie geradezu pulverisiert, und bis auf Manhattan alle Delegierten im gesamten Bundesstaat abgeräumt. Wenn er auch am Eastern Tuesday in den meisten Bundesstaaten eine absolute Mehrheit schafft, wird seine Konkurrenz es äußerst schwer haben, ihn noch irgendwie zu stoppen.



Eastern Tuesday [Kommentar vom 28.04.2016]

Demokraten
Meine Prognosen waren in 4 von 5 Bundesstaaten richtig, nur in Connecticut ging der knappe Sieg an Clinton und nicht an Sanders. Mit 4 Siegen in 5 Bundesstaaten, darunter auch im großen Pennsylvania, konnte Clinton ihren Vorsprung bei den Delegierten noch einmal ein Stück ausbauen. Ihre Chancen auf die Nominierung sind nach meinen Prognoseberechnungen somit erstmals deutlich über die kritische 90%-Marke gestiegen, was folgendes bedeutet:

Sofern sie nicht noch unvorhersehbar und in außergewöhnlichem Ausmaß völlig implodiert, wird Hillary Clinton mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur offiziellen Kandidatin der US-Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2016 gekürt werden!

Der Rückstand von Sanders ist zwar noch immer nicht riesig (er hält sich mit ca. 45 zu 55% an Delegiertenstimmen weiterhin sehr respektabel), aber ihm läuft die Zeit davon: Daher müsste er mittlerweile das noch ausstehenden letzte knappe Viertel der Bundesstaaten - darunter auch Kalifornien - durchschnittlich(!) mit 2/3-Mehrheit gewinnen, um noch einmal herankommen zu können. Das erscheint doch extrem unwahrscheinlich bis praktisch unmöglich.

Republikaner
Meine Prognosen lagen bei den Republikanern noch ein Stück besser, nur Trumps Vorsprung hab ich in manchen Fällen ein wenig unterschätzt. Trumps Siegesserie war noch eindrucksvoller als jene von Clinton: Er hat alle 5 Bundesstaaten gewonnen, und alle auch mit absoluter Mehrheit, obwohl er einen Konkurrenten mehr hatte. Damit müsste er nach menschlichem Ermessen ebenfalls bereits unmittelbar vor der Ziellinie stehen. Der einzige Grund, warum ich seine Chancen derzeit noch immer nicht über die 90%-Marke heben kann, ist folgender: Noch könnte es Cruz durch einen Sieg in Indiana - und später in weiteren Winner-takes-it-all-Bundesstaaten - schaffen, Trump die absolute Delegierten-Mehrheit knapp zu verwehren. Aber auch diese Chance schwindet mit jedem Sieg von Trump immer mehr. Möglicherweise gibt es nächste Woche in Indiana schon eine Entscheidung, sonst geht es wohl bis Kalifornien weiter. Wir werden sehen.



Mai


Indiana [Kommentar vom 04.05.2016]

Demokraten
Die Fundamentaldaten hätten einen Sieg von Sanders genauso wie auch in Michigan möglich gemacht. Da ich aber davon ausging, dass viele seiner Anhänger inzwischen den Glauben an seine Chance aufgegeben haben, hat meine Prognose einen knappen Clinon-Sieg prognostiziert. Die Fans von Sanders ließen sich jedoch offenbar nicht von der Wahl abhalten, und einige Clinton-Fans mangelte es eventuell an Motivation, weil sie die Nominierung seit dem Eastern Tuesday praktisch fix in der Tasche hat. Dadurch war in Indiana noch einmal ein knapper Sieg von Sanders möglich. Ob es sein letzter war? Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, weil er zumindest Oregon noch fix gewinnen dürfte, auch in West Virginia scheint er gute Chancen zu haben. Doch sein Rückstand dürfte mittlerweile einfach zu groß sein, um diesen bis zum Ende der Vorwahlsaison noch aufholen zu können. Dafür wäre selbst eine Siegesserie mit durchschnittlich 20% Vorsprung zu wenig, es müssten schon eher 40% sein. Kann er Kalifornien mit 70:30 gewinnen? Das erscheint eher undenkbar. Allerdings erschien es im Jänner auch undenkbar, dass Sanders mehr als 1 oder 2 Vorwahlen gewinnen könnte. Mittlerweile hält er bereits bei 19 Vorwahl-Siegen, und da wird wohl noch der eine oder andere dazukommen.

Republikaner
Hier hat meine Prognose perfekt gepasst. Auch wenn Cruz und Kasich in Wahrheit nach dem Eastern Tuesday schon "knocked out" waren, hat Trump erst durch seine absolute Mehrheit in Indiana alles klar gemacht und Cruz auch den kleinen Funken seiner verbliebenen Chance genommen. Nachdem Cruz auch in Kalifornien auf aussichtlosem Posten stehen dürfte, hat er die Konsequenzen gezogen, und seinen Rückzug bekanntgegeben. Kasich dürfte vermutlich bald folgen. [EDIT 05.05.2016: Inzwischen hat auch Kasich seinen Ausstieg angekündigt!] Das bedeutet:

Sofern die Republikanische Partei sich bis dahin nicht selbst völlig zerfleischt, wird Donald Trump mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die absolute Mehrheit an Delegierten-Stimmen erreichen und somit zum offiziellen Kandidaten der Republikaner zur Präsidentschaftswahl 2016 gekürt werden!


Die Vorwahl-Saison ist damit für beide Parteien de facto gelaufen. Weitere Kommentare erfolgen bei Bedarf.


Oregon&Kentucky [Kommentar vom 23.05.2016]

Demokraten
Aufgrund mehrerer Anfragen, warum ich Sanders Chancen nach seinem Sieg in Oregon nicht geringfügig erhöht oder zumindest gleich belassen, sondern noch weiter herabgestuft habe, obwohl er in Oregon relativ klar gewinnen konnte und im Clinton-favorisierenden Kentucky de facto einen Gleichstand erreicht hat:
Ja, er hat Oregon recht deutlich gewonnen. Aber um seinen mittlerweile signfikanten Rückstand bei den Delegiertenstimmen noch aufholen zu können, hätte er in Oregon noch viel deutlicher (mit ca. 30% statt mit ca. 14% Vorsprung) gewinnen müssen, als er es letzten Dienstag getan hat. Deshalb sind seine minimalen Chancen noch weiter geschrumpft. Er müsste die verbleibenden Bundestaaten jetzt schon mit 2/3-Mehrheit gewinnen. Wenn er das irgendwo schafft, dann im "Pacific Northwest", wie z.B. in Oregon. Aber statt 66% hat er dort "nur" 56% erreicht. Auch wenn er am "Final Tuesday" noch den einen oder anderen Bundesstaat (möglicherweise sogar Kalifornien) gewinnen kann, sehe ich daher (mit Ausnahme von North Dakota) kaum Chancen, dass er die 60%-Marke (und noch viel weniger die 70%-Marke) noch irgendwo überschreiten wird können, was jedoch nötig wäre, um seinen Rückstand in der Gesamtwertung der fixen Delegiertenstimmen in letzter Minute noch aufzuholen.

Republikaner
Nicht viel neues hier. Nach der offiziellen Aufgabe der gesamten innerparteilichen Konkurrenz ist nur noch die Frage, wieviele Leute bei den verbleibenden Vorwahlen trotzdem Proteststimmen gegen Trump abgegeben. Davon wird abhängen, ob er die restlichen Bundesstaaten eher mit 40-50% oder mit 60-70% Vorsprung gewinnt.

Generell
Trumps bisheriger Bonus war, dass er (vielleicht mit Ausnahme von Kasich) bei Unabhängigen stärker punkten konnte als die meisten seiner innerparteilichen Konkurrenten. Sein Malus war, dass er etlichen eingefleischten Republikanern gar nicht behagt, weil sie ihn für zu unberechenbar, nicht erzkonservativ genug oder einfach zu durchgeknallt hielten.
Dass Trump vor wenigen Tagen eine Liste mit potentiellen Kandidaten für den Supreme Court veröffentlicht hat, war vermutlich ein genialer Schachzug, um gegenüber ihm bisher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehenden republikanischen Stammwählern - wie auch dem republikanischen Establishment - zu signalisieren: "Ich kann sehr wohl berechenbar sein und ich vertrete konservative republikanische Werte. Als Präsident werde ich meine Nominierungsvorschläge für Höchstrichter aus genau dieser Liste qualifizierter konservativer Richter auswählen. Darauf könnt ihr euch verlassen."
Damit könnte es ihm gelingen, den bisher skeptischen CWE-Flügel und auch den nahezu feindlich gesonnenen RTT-Flügel seiner Partei auf seine Seite zu ziehen, und ab sofort im Sektor der republikanischen Stammwählerschaft eine dramatische Aufholjagd hinzulegen. Daher musste ich die Siegeschancen der Republikaner aufs Weiße Haus außertourlich (auch ohne aktuelle Vorwahl) nach oben korrigieren.



Juni


Final Tuesday [Kommentar vom 09.06.2016]

Demokraten
Nachdem Clinton die Nominierung praktisch schon fix in der Tasche hatte, ging es für sie nur mehr darum, am Final Tuesday auch theoretisch alles klar zu machen. Da die Chancen von Sanders nur noch theoretischer Natur waren, konnte er sein Potential wahrscheinlich nicht mehr zur Gänze ausschöpfen und hat dadurch vermutlich ein paar Prozentpunkte liegen lassen, die ihm möglicherweise Siege in New Mexico und South Dakota gekostet haben könnten (wo Clinton jeweils nur sehr knapp gewonnen hat).
In Kalifornien hatte es in den letzten Wochen den Anschein, als würde sich Clinton eventuell nur sehr knapp durchsetzen, allerdings hat sie mit 12% Vorsprung doch noch recht deutlich gewonnen. Ihren Vorsprung an Delegiertenstimmen konnte sie damit noch ein Stück weiter ausbauen, ihren Rückstand in den West-Staaten allerdings nicht ganz aufholen (hier unterliegt sie Sanders mit rund 47:53)

Die vorläufige Schlussbilanz der Vorwahlsaison 2016 der Demokraten - vor der allerletzten Vorwahl in Washington D.C. kommenden Dienstag - bringt also insgesamt doch noch einen halbwegs klaren Sieg der haushohen Favoritin, allerdings bei weitem nicht so deutlich wie von fast allen Beobachtern ursprünglich erwartet.

Clinton gewinnt also die Vorwahlsaison der Demokraten mit knapp 55% der fixen Delegiertenstimmen und 32 gewonnenen Vorwahlen, wobei sie ihren Delegierten-Vorsprung fast ausschließlich den Südstaaten zu verdanken hat (in den übrigen Bundestaaten war das Ergebnis nahezu 50:50), während Sanders - dem viele Beobachter maximal 2 Vorwahlsiege (in seinem Heimatstaat Vermont und dem benachbarten New Hampshire) zugetraut wurden, mit insgesamt 23 gewonnenen Vorwahlen und mehr als 45% der fixen Delegiertenstimmen einen mehr als respektablen Achtungserfolg errungen hat. Obwohl er Clinton zwischendurch ordentlich in Schwitzen brachte, hat es schlussendlich für ihn doch nicht gereicht, was sich zwar seit dem "Big Tuesday" Mitte März abgezeichnet hat, allerdings erst am "Eastern Tuesday" Ende April de facto zur Gewissheit wurde.

Republikaner
Trump hat im Finale nochmals gezeigt, dass er mittendrin ist, den Großteil der Republikanischen Kernwählerschaft hinter sich zu versammeln und seine innerparteilichen Gegner zu demoralisieren, denn er hat am Dienstag meisten Vorwahlen mit noch größerem Vorsprung gewonnen als die vorangegangenen.

Die Vorwahlsaison 2016 der Republikaner ist damit zu Ende. Trump gewinnt insgesamt 37 Vorwahlen und mit 61% der fixen Delegiertenstimmen schlussendlich eine klare absolute Mehrheit, eine deutlichere als Clinton bei den Demokraten. Sein erster Verfolger Cruz gewann 11 Vorwahlen und rund 23% der fixen Delegiertenstimmen.


Generell
Mit dem Abschluss der Vorwahlsaison ist gleichzeitig de facto der Wahlkampf für November eröffnet.

Obwohl fast alle Clinton als Favoritin sehen, ist aus meiner Sicht Trump derzeit zu favorisieren, und zwar vor allem aus folgenden 2 Hauptgründen:

1) Während Trump bei unabhängigen Wählern relativ gut punkten kann (nur Sanders wäre ihm hier überlegen), schwächelt Clinton bei den Unabhängigen gewaltig. Selbst wenn nahezu alle demokratischen Sanders-Anhänger im November für Clinton stimmen, wird es für sie extrem schwierig im November, wenn ihr bei den Unabhängigen keine Trendwende gelingt. Da es seit einigen Jahrzehnten bei US-Präsidentschaftswahlen stets mehr konservative (republikanische) als liberale (demokratische) Stammwähler gibt, haben die Demokraten nur dann eine Chance auf den Sieg, wenn sie eine deutliche Mehrheit der ideologisch moderaten unabhängigen Wähler (>55%) für sich gewinnen können. Clinton wird vermutlich sogar gewaltig kämpfen müssen, um im Nordosten nicht New Hampshire (Swing-State mit leichter Tendenz zu Demokraten und überdurchschnittlich vielen Unabhängigen) nicht an Trump zu verlieren.

2) Da aufgrund des sogenannten "Mehrheitswahlrechts" die Mehrheiten in zahlreichen Bundesstaaten schon von vornherein so gut wie fest stehen, entschieden in den letzten 15-20 Jahren meistens 2 Regionen die Wahl: Der Mittlere Westen (insg. 91 Elektorenstimmen) sowie der Südwesten (exkl. Utah) von Nevada bis Colorado (insg. 31 "Electoral Votes"), dazu noch Pennsylvania (20 EV), Virginia (13 EV) und New Hampshire (4 EV). Die Demokraten konnten in den letzten Jahren das Weiße Haus nur dann gewinnen, wenn sie im Mittleren Westen und Südwesten jeweils eine deutliche Mehrheit der Bundesstaaten gewonnen haben, d.h. sie brauchen erfahrungsgemäß im MidWest mindestens 62 der 91 Elektorenstimmen, sowie im Südwesten mindestens 20 von 31, dazu noch Pennsylvania und New Hampshire. Und vor allem in den MidWest-Staaten schwächelt Clinton ebenfalls, die sich vor allem im wirtschaftlich schwer gebeutelten industriell geprägten "Rust Belt" schwer tun wird, gegen einen protektionistisch auftretenden Trump zu punkten.

Eine erste Prognose Clinton vs. Trump für die "General Election" im November (wer meiner Einschätzung nach am Wahltag in welchen Bundesstaaten vorne liegen wird) werde ich voraussichtlich noch im Juni veröffentlichen.


Letzte inhaltliche Änderung: 09.06.2016 | © 2016 by MH Prognostics [universalist@gmx.at | 1230 Wien]