Bundespräsidentenwahl 2016 - MH Prognostics


Kommentare zu den jeweiligen Ergebnisprognosen

2. Wahlgang (Stichwahl):
Kommentar zur finalen Stichwahl-Prognose | Kommentar zur 3. Stichwahl-Prognose |
Kommentar zur 2. Stichwahl-Prognose | Kommentar zur 1. Stichwahl-Prognose

1. Wahlgang:
Kommentar zur MH-Final-Prognose | Kommentar zur 5. MH-Prognose | Kommentar zur 4. MH-Prognose |
Kommentar zur 3. MH-Prognose | Kommentar zur 2. MH-Prognose | Kommentar zur Ausgangslage


Kommentar zur finalen MH-Stichwahl-Ergebnisprognose und zusammenfassenden Einschätzung für den 2. Wahlgang [21.05.2016]

Das ORF-Duell am Donnerstag ist sehr handzahm verlaufen. Ob Van der Bellen entscheidend punkten konnte, wage ich zu bezweifeln. Es dürfte wohl eher das nächste "Patt" gewesen sein, und so etwas spielt bekanntlich eher dem Führenden in die Karten.
Van der Bellen dürfte vermutlich helfen, dass in seinem Unterstützungs-Komitee nun beinahe die gesamte Prominenz aus fast allen politischen Lagern (mit Ausnahme der FPÖ) vertreten ist. Außerdem haben sich in der letzten Woche zivilgesellschaftliche Aktionen verstärkt, so wurde z.B. das in meinem letzten Kommentar angesprochene Chor-Lied in mehreren Wiener U-Bahn-Stationen als Flashmob präsentiert.

Während ich mich noch zu Beginn dieser Woche veranlasst sah, aufgrund des verheerenden ATV-Duells die Prognose für die Wahlbeteilung von 69% (2. Ergebnisprognose) auf 67% (3. Ergebnisprognose) nach unten zu korrigieren, musste ich aufgrund der gestern Abend bekannt gewordenen außerordentlich hohen Anzahl ausgegebener Wahlkarten in der heutigen finalen Ergebnisprognose die zu erwartende Wahlbeteiligung auf rund 73% signifikant nach oben korrigieren. Eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Wahlkarten - insbesondere in Vorarlberg und Tirol - dürfte tendentiell Van der Bellen zugute kommen, da aber auch die Anzahl ausgegebener Wahlkarten in der Steiermark überdurchschnittlich hoch ist (wo Hofer deutlich gewinnen wird), wäre ich sehr vorsichtig, hier ingesamt einen starken Trend für Van der Bellen ableiten zu wollen. Für Wien wissen wir beispielsweise nicht, in welchen Bezirken der Anstieg überdurchschnittlich war. Wenn die Anzahl der Wahlkarten in Währing oder Hietzing noch einmal deutlich steigt, hätte das andere Auswirkungen, als wenn z.B. eine erhöhte Anzahl von Wahlkarten in Simmering zum Einsatz kommt; letzteres könnte nämlich bedeuten, dass es Hofer gelingen könnte, das Potential an FP-Sympathisanten im 2. Wahlgang besser auszuschöpfen (was ihm bekanntlich im 1. Wahlgang vor allem in den Wiener Arbeiterbezirken noch nicht wirklich gelungen ist).

Dennoch ist zu beobachten, dass seit dem letzten TV-Duell am Donnerstag das zwischenzeitlich entstandene Momentum für VdB wieder etwas abflaut: Nachdem er zwischen Anfang Mai und Mitte dieser Woche erstmals mit Hofer mithalten oder ihn in den Facebook-Zuwachsraten sogar knapp überflügeln konnte, sind diese Zuwachsraten seit Donnerstag wieder etwas eingebrochen, was darauf hindeutet, dass in den allerletzten Tagen das Momentum wieder leicht zugunsten von Hofer zu kippen scheint.

In Summe dürften sich die jüngsten Entwicklungen und Einflussfaktoren in etwa die Waage halten; die zu erwartende steigende Wahlbeteiligung dürfte jedoch das Stimmenpotential von Van der Bellen noch ein wenig steigern, sodass er seinen Rückstand noch um weitere rund 2 Prozent reduzieren könnte.

Für die finale Stichwahl-Ergebnisprognose bedeutet das folgendes:
Van der Bellen konnte zwar den Rückstand noch ein Stück weiter reduzieren, dennoch liegt Hofer im Mittelwert der Berechnungen meiner finalen Stichwahl-Ergebnisprognose noch um knapp 3% voran. Durch die 3prozentige Schwankungsbreite meiner finalen Ergebnisprognose ergibt sich, dass Hofer morgen mit mind. 95%iger Wahrscheinlichkeit ein Ergebnis zwischen 48,5% und 54,5% einfahren wird; Van der Bellen hat demnach mit einem Ergebnis zwischen 45,5% und 51,5% zu rechnen. Auf Wahrscheinlichkeiten umgelegt stehen die Siegeschancen somit rund 2/3 Hofer zu 1/3 Van der Bellen.

Conclusio:
Hofer bleibt also bis zum Schluss der Favorit auf den Einzug in die Hofburg. Sollte aber Van der Bellen tatsächlich eine deutlich bessere Mobilisierung von "Hofer-Verhinderern" gelingen, als umgekehrt Hofer die Mobilisierung von "VdB-Verhinderern" (weil etliche davon eventuell davon ausgehen, dass Hofer den Sieg "eh schon in der Tasche" habe), dann könnte Van der Bellen in letzter Minute doch noch die Überraschung schaffen und Hofer auf der Zielgeraden abfangen. Es bleibt also bis zum Wahltag spannend.

In der finalen Bundesländerprognose steht es aus Sicht von Van der Bellen 2 zu 2 zu 5:
Er kann in Wien und Vorarlberg mit sehr deutlichen Mehrheiten rechnen, während Hofer deutliche Mehrheiten in Niederösterreich und Salzburg, sowie überdeutliche - im zweistelligen Bereich liegende - Mehrheiten in der Steiermark, Kärnten und natürlich dem Burgenland erwarten darf. Tirol und Oberösterreich sind meiner Finalprognose zufolge die einzigen beiden Bundesländer, in denen die Mehrheit noch offen ist: Während Tirol derzeit völlig an der Kippe steht (VdB kann dort mit knapp unter 50% rechnen), weist Oberösterreich eine leichte Tendenz in Richtung Hofer auf (VdB würde auf rund 48% kommen).
Wenn am morgigen Wahlabend Hofer in Tirol gewinnt, dann wäre das vermutlich schon die Vorentscheidung zu seinen Gunsten. Umgekehrt würde für Van der Bellen ein Sieg in Oberösterreich mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Einzug in die Hofburg ausreichen. Wenn VdB in Tirol knapp gewinnt, und Hofer in OÖ knapp voran bleibt, dann wäre auch bundesweit mit einem äußerst knappen Wahlausgang (Abstand <1%) zu rechnen.
Um bundesweit zu siegen, müsste Van der Bellen meine Ergebnisprognosen in den meisten Bundesländern um zumindest 1-2% übertreffen. Die entsprechend um ca. 1,5% höher liegenden Benchmarks für den Wahlabend, die Van der Bellen knacken müsste, um bundesweit die 50%-Marke knapp zu überschreiten, können hier eingesehen werden.


Finale Einschätzung des Wahlkampfs inkl. "Benotung":

HOFER ist im 2. Wahlgang seiner erfolgreichen Linie aus dem 1. Wahlgang treu geblieben. Die FPÖ hat nochmals intensiv auf Inserate und Plakate sowie bei der jüngeren Generation ihren Vorteil auf Facebook gesetzt. Aus den meisten Inseraten ließen sich zwar kleinere Seitenhiebe auf Van der Bellen ablesen, die jedoch für FP-Verhältnisse sehr schaumgebremst formuliert waren. Hofer hat sich als Kandidat in den letzte 4 Wochen sehr rar gemacht, offenbar wollte das Fettnäpfchen-Risiko möglichst gering halten. Die FP-Kampagne versucht offensichtlich, Hofers Vorsprung ohne Eingehen neuer Risiken - im Slalom würde man sagen mit einem kontrollierten "Sicherheitslauf" - ins Ziel zu bringen, weil es jetzt für ihn darum geht, nicht zu viele jener Menschen abzuschrecken, die beiden Kandidaten skeptisch gegenüber stehen. Da sich die Kampagne seines Kontrahenten durch zahlreiche Schwächen auszeichnete, bietet diese Strategie auch gute Erfolgsaussichten. Das größte Risiko dabei ist vermutlich, dass die eigene Kernwählerschaft möglicherweise nicht bis zum äußersten motiviert ist, weil viele davon ausgehen, dass er den Sieg ohnehin schon in der Tasche hat. Falls Hofer morgen den relativ sicher scheinenden Sieg tatsächlich noch verspielt, sollte man sich die Wahlbeteiligung in den FP-Hochburgen genauer anschauen.

Auch in der Stichwahl konnte ich keine gravierenden Fehler in der Hofer-Kampagne erkennen. Möglicherweise hat er aber im einen oder anderen TV-Duell - insbesondere dem unmoderierten auf ATV - um eine Spur zu aggressiv gewirkt, was vielleicht manche tendentiell konservative Wähler, die jedoch keine eingefleischten Freiheitlichen sind, abschrecken könnte.
Sein Momentum ist in den letzten beiden Wochen deutlich eingebrochen, scheint aber seit dem letzten TV-Duell Donnerstag abend wieder leicht gestiegen zu sein.
In Summe sprechen noch immer mehr Faktoren für einen Start-Ziel-Sieg von Hofer als dagegen, weshalb er auch in allen meinen Ergebnisprognosen für die Stichwahl - wenn auch mit einem mittlerweile auf rund 3 Prozent geschrumpften Vorsprung - voran liegt.

Conclusio: Ein professioneller und weitgehend fehlerloser Wahlkampf, der nur in den letzten beiden Wochen noch ein wenig Luft nach oben gehabt hätte. Daher
Gesamtnote: Gut.

Der Wahlkampf von VAN DER BELLEN lässt mich noch immer etwas ratlos zurück.
Nach dem deutlichen Dämpfer aus dem 1. Wahlgang haben viele auf einen "Game changer" gehofft, doch davon war in den ersten beiden Wochen weit und breit nichts zu merken. Die neuen Wahlplakate sind zwar optisch durchaus gefällig, konnten aber weder überdurchschnittliche Aufmerksamkeit erregen noch neue einprägsame Kernbotschaften liefern.
Ein kleines Beispiel: Das Plakat "Wer seine Heimat liebt, spaltet sie nicht" ist von der Grundaussage zwar durchaus gut, in der Umsetzung aber deshalb als mangelhaft zu qualifzieren, weil in der Darstellung auf den Groß-Plakaten dieser Schriftzug selbst gespalten wird, und zwar von niemand geringerem als vom Kandidaten selbst. Auch wenn ich kein Psychologe bin, kann ich mir gut vorstellen, dass es nicht gerade ideal ist, wenn VdB auf seinen Plakaten seine eigenen Kernbotschaften als "optischer Spaltpilz" konterkariert.
Eine Spur besser ist dagegen der neueste von der Tendenz optimistisch wirkende Slogan "Lassen Sie uns an Österreich glauben", kombiniert mit dem vermutlich bisher besten Foto des Kandidaten, das Mitte dieser Woche auch in einigen Zeitungen als Inserat erschien. Ob die halbseitige "Textwüste" des Inserats von vielen gelesen wird, bleibt jedoch zu bezweifeln. Interessant auch, dass das Team VdB Österreich als "großes" Land (gemeint war vermutlich eher "großartiges") bezeichnet, was auf mangelndes Textverständnis bzw. mangelnde Kenntnisse in der Perzeptionsforschung hindeutet.

Weiterhin rätselhaft bleibt, warum das Team VdB (oder auch die Grünen als Partei) für so eine wichtige Wahl nicht etwas mehr Geld in die Hand nehmen, um zumindest in den letzten 10-14 Tagen 4-5 mal halb- bis ganzseitige Inserate zu schalten. 4 Tage vor der Wahl ein einziges größeres Inserat ohne Wiederholung zu schalten, ist doch ausgesprochen wenig.
Den letzten TV-Duellen zufolge dürfte Van der Bellen immerhin mittlerweile realisiert haben, dass nur noch eine einzige Person in Österreich - nämlich er selbst - noch Hofers Einzug in die Hofburg verhindern kann. Wenigstens ein Mindestmaß an Siegeswillen ist ihm mittlerweile anzumerken, der Gedanke eines deutschnationalen Bundespräsidenten dürfte ihm wohl auch persönlich als Staatsbürger glaubhaft unbehaglich sein.

Die einzigen (potentiellen) "Game-Changer" kamen weder von VdBs Kampagnenteam noch von seiner (ehemaligen) Partei, die beide den Eindruck vermittelten, als würden sie weitgehend konzept- und orientierungslos durch den Wahlkampf irrlichtern, sondern von weit außerhalb davon: Einerseits durch den überraschenden Kanzlerwechsel von Faymann auf Kern, was der Haudrauf-Proteststimmung ein wenig den Wind aus den Segeln nahm, andererseits durch selbstorganisierte zivilgesellschaftliche Initiativen, die in den letzten 1-2 Wochen erkennen ließen, dass erhebliche Bereiche der österreichischen Gesellschaft noch nicht bereit sind, sich völlig widerstandslos mit dem drohenden Wahlsieg eines deutschnationalen Bundespräsidenten abzufinden.

Falls Van der Bellen diese Wahl auf der Zielgeraden doch noch knapp gewinnt, dann würde er es am Ende des Tages nicht wegen, sondern trotz seines "Unterstützungsvereins" in die Hofburg schaffen.
Aber selbst wenn es sich am morgigen Wahltag doch noch knapp ausgehen sollte, hätte es niemals so knapp werden dürfen. Ein Kandidat, der bis vor Beginn des Wahlkampfs jahrelang ausgezeichnete Persönlichkeitswerte hatte, und zweifellos das Potential gehabt hätte, jeden FP-Kandidaten in der Stichwahl mit 15-25% Vorsprung klar zu distanzieren, hat durch seine selbst verschuldete Manövrierung in mehrere Sackgassen mit einer verfehlten "ich-will-meine-Chance-in-die-Stichwahl-zu-kommen-maximieren--wie-dort-dann-meine-Chance-aussieht-ist-sekundär"-Strategie sein eigenes Ablehnungspotential dermaßen dramatisch erhöht, dass morgen die Anzahl jener Staatsbürger, die um jeden Preis einen "grünen" Bundespräsidenten verhindern wollen, sogar größer sein könnte als die Anzahl jener, die unbedingt einen "blauen" Bundespräsidenten verhindern wollen.

Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass es morgen tatsächlich äußerst knapp (<1% Differenz) wird:
Weil ich nichts davon halte, ein Wahlkampfteam im Falle von 49,9% als "unfähig" zu verdammen, und im Falle von 50,1% "hochzujubeln", möchte ich an dieser Stelle festhalten:
Durch die Entwicklung des Wahlkampfs in den letzten 4 Monaten steht Österreich am Vorabend der BP-Stichwahl bereits mit einem Bein in der 3. Republik. Das ist allerdings nicht so sehr auf die Stärke des FP-Kandidaten (der allerdings aus FP-Sicht vermutlich tatsächlich der bestmögliche Kandidat war) zurückzuführen, sondern ist vor allem dem von eklatanten strategischen Fehlern durchzogenen VdB-Wahlkampf zu "verdanken". Ob VdB es letztlich doch noch knapp schafft oder uns aber endgültig einen freiheitlichen Bundespräsidenten beschert: Wie auch im Jahr 2000 in den USA (bei Al Gore gegen G.W. Bush) hätte es niemals so knapp werden dürfen, dass überhaupt die reelle (und momentan sogar sehr wahrscheinliche) Gefahr einer solchen Niederlage besteht.

Conclusio: Auch in den kurzen Zeit von 4 Wochen wäre deutlich mehr drin gewesen. Sein großes persönliches Potential blieb weiterhin bei weitem nicht ausgeschöpft, der nötige "Game Changer" kam nicht von seinem Team, sondern allenfalls aufgrund glücklicher Fügungen durch externe Faktoren zustande. Immerhin hat er jedoch in den TV-Duellen das Gefühl vermittelt, nicht völlig kampflos aufzugeben. Daher ergibt sich in der Gesamtbewertung nur eine geringfügige Verbesserung auf ein sattes
Gesamtnote: Genügend.


Kommentar zur 3. Stichwahl-Ergebnisprognose [17.05.2016]

Und es bewegt sich doch noch was in diesem Wahlkampf:
1) Van der Bellen scheint endlich realisiert zu haben, dass er der einzige ist, der Hofers Einzug in die Hofburg noch verhindern kann. Es war auch wichtig, dass er im sonntäglichen - leider unmoderierten - ATV-Duell sich nicht völlig abschlachten hat lassen, sondern recht tapfer dagegen gehalten hat. Da Hofer das Niveau der Diskussion jedoch - aus seiner Sicht strategisch durchaus klug - dramatisch nach unten zog, wurde auch VdB in diesem Duell beschädigt (was offensichtlich auch Hofers Ziel war). Das könnte sich auf die Wahlbeteiligung negativ auswirken, was wiederum Hofer zugute käme. Spannend wird zu beobachten sein, wie die beiden Kandidaten es im abschließenden ORF-Duell am Donnerstag anlegen werden. Ich gehe davon aus, dass beide versuchen werden, sich wesentlich staatsmännischer zu verkaufen. Klar ist aber auch hier, dass ein gefühltes "Remis" tendentiell dem Führenden hilft, und selten dem, der aufholen muss.
2) Faymann hat mit seinem Rücktritt dem Team VdB eine letzte Chance eröffnet. Falls VdB diese Wahl tatsächlich noch gewinnt, sollte er Faymann für seine Selbstaufopferung ein Denkmal setzen, weil dann wird der Kanzlerwechsel eine ganz entscheidende Rolle gespielt haben.
3) Seit rund einer Woche holt Van der Bellen in der Dynamik auf und konnte in den letzten Tagen Hofer erstmals seit sehr langer Zeit in der Zuwachsrate an Facebook-Fans überflügeln; insgesamt hält Hofer jedoch mit rund 170.000 zu 110.000 Facebook-Fans weiterhin einen großen Vorsprung.
4) Wenn das Team VdB (von dem bis dato keine "Game Changer"-Akzente wahrzunehmen sind) weiterhin "auslässt" (um das Wort "versagt" an dieser Stelle zu vermeiden) könnten zumindest zivilgesellschaftliche Initiativen - wie z.B. der Chor mit dem seit wenigen Tagen im Netz kursierenden Lied "Wer die Wahl hat, hat die Qual..." - dabei helfen, in der Finalphase doch noch Momentum für VdB zu generieren. Helfen wird es ihm auf jeden Fall. Ob es aber ausreicht, um Hofer tatsächlich noch abzufangen? Da müsste wohl noch etwas mehr passieren.

Daher konnte Van der Bellen im Mittelwert der Berechnungen meiner 3. Stichwahl-Ergebnisprognose den Rückstand auf Hofer von rund 8 auf rund 5 Prozent reduzieren, was bedeutet, dass seine Siegeschance erstmals seit dem 1. Wahlgang wieder knapp über 20% liegt. Nach dem Prognoserahmen wäre von einem deutlichen Sieg für Hofer (max. 12% Vorsprung) bis zu einem knappen Sieg von Van der Bellen (unter 2% Vorsprung) noch einiges möglich.

Conclusio:
Van der Bellen bleibt also weiterhin klarer Außenseiter, aber immerhin ist ein Überraschungssieg nicht mehr ganz so unwahrscheinlich wie noch vor eineinhalb Wochen.
In der Bundesländerprognose scheint nach Wien und Vorarlberg (wo VdB de facto fix mit einer Mehrheit rechnen kann) jetzt mit Tirol erstmals auch ein drittes Bundesland nachzurücken, in dem er zumindest noch eine realistische Chance haben könnte. Oberösterreich wäre dann das vierte, liegt aber nach dem momentanen Prognosestand noch knapp außer Reichweite. Wenn er bundesweit gewinnen will, wird er wohl auch in Tirol gewinnen müssen, soweit würde ich mich jetzt einmal aus dem Fenster lehnen. Ein bundesweiter Sieg ohne Mehrheit in Oberösterreich wird schwierig, könnte aber theoretisch möglich sein, falls es wirklich sehr knapp wird. Alle anderen Bundesländer sind nach der aktuellen Ergebnisprognose de facto eine sichere Bank für Hofer und kämen erst dann für VdB in Reichweite, wenn er bundesweit mit >5% Vorsprung gewinnen würde, was derzeit jedoch noch unrealistischer ist, als ein Sieg von Hofer mit zweistelligem Vorsprung.


Kommentar zur 2. Stichwahl-Ergebnisprognose [09.05.2016]

In den ersten beiden Wochen nach dem 1. Wahlgang scheint es, als ob der Wahlkampf eine Pause eingelegt hätte. Es bewegt sich fast nichts. Auch wenn Hofer mittlerweile ein wenig von seinem Schwung eingebüßt hat, gibt es für ihn - zumindest vorerst - aufgrund seines großen Vorsprungs noch keinen Grund zur Sorge, da es Van der Bellen bisher nicht wahrnehmbar gelungen ist, seinerseits signifikantes "Momentum" aufzubauen.
Beim gestrigen TV-Duell auf Puls 4 ließ Van der Bellen zwar erstmals ein wenig durchblitzen, dass er Hofer die Hofburg nicht völlig widerstandslos überlassen will, allerdings konnte er nicht entscheidend punkten, sondern bestenfalls ein Unentschieden verbuchen, was aufgrund von Hofers klarem Vorsprung im ersten Wahlgang wohl als weitere vergebene Chance für Van der Bellen zu werten ist.
Daher gibt es in der 2. Stichwahl-Ergebnisprognose kaum Veränderungen, was grundsätzlich eine schlechte Nachricht für VdB ist, weil er derjenige ist, der aufholen muss.
Auch nach der 2. Stichwahl-Ergebnisprognose würde Van der Bellen nur in Wien und Vorarlberg eine Mehrheit erreichen, Hofer würde alle übrigen 7 Bundesländer gewinnen. VdB muss zwar nicht die Mehrzahl der Bundesländer gewinnen um in die Hofburg einzuziehen, aber ohne eine Mehrheit in Tirol (und möglicherweise Oberösterreich) wird es für ihn nahezu unmöglich werden.


Kommentar zur 1. Stichwahl-Ergebnisprognose [27.04.2016]

Dass HOFER nach dem 1. Wahlgang vorne liegt, überrascht mich keineswegs, lag er doch in ausnahmslos jeder meiner Ergebnisprognosen an der Spitze. Überraschend war jedoch auch für mich das exorbitant hohe Ausmaß seines Vorsprunges: Während das Ergebnis aller anderen Kandidaten zumindest innerhalb meines Prognoserahmens (95%iges Konfidenzintervall) lag, hat Hofer als einziger meinen Prognoserahmen um rund 2 Prozentpunkte gesprengt: Ich hätte ihm - auch inklusive Schwankungsbreite - bestenfalls 33% eingeräumt. Gegenüber ungewichteten Umfragemittelwerten hat Hofer um satte 14 Prozentpunkte "overperformed", gegenüber meiner Hauptprognose um knapp 8%, gegenüber meiner reinen Berechnungsprognose (ohne Umfragenbeimischung) noch immer um gut 5%, während Van der Bellen seinen Umfrageschnitt um mehr als 5 Prozentpunkte unterboten hat (gegenüber meiner Hauptprognose waren es knapp 3%, gegenüber meiner reinen Berechnungsprognose rund 2% weniger).
Hofer geht jetzt mit sehr viel Rückenwind in die nächsten 4 Wochen. Nach dieser deutlichen Führung aus dem 1. Wahlgang ist er nun in der Stichwahl klarer Favorit für die Hofburg.

Für VAN DER BELLEN, den monatelangen Spitzenreiter in praktisch allen Umfragen (den allerdings keine einzige meiner 6 Ergebnisprognosen seit Ende Jänner an der Spitze sah), ist das Ergebnis des 1. Wahlganges sicherlich enttäuschend, wurde doch aus einem erhofften Vorsprung von rund 6% (ungewichteter Umfragemittelwert) ein Rückstand von fast 14% am Wahlabend. Mit seinem erschreckend schwachen Wahlkampf der sich höchstens durch zahlreiche strategische Fehlentscheidungen ausgezeichnet hat, hätte er beinahe sogar den Einzug in die Stichwahl verspielt, und das gegen eine tatsächlich unabhängige Kandidatin, die auf keine Parteistrukturen zurückgreifen konnte und nur den Bruchteil seines Budgets zur Verfügung hatte.
Auch wenn Van der Bellen in der Stichwahl wohl die Mehrzahl der Griss- und Hundstorfer-Wähler für sich gewinnen dürfte, stellt sich nach dem bis auf wenige positive Ausnahmen durchwegs äußerst schwachen Wahlkampfs die Frage, wie realistisch es ist, dass er sich in den nächsten 4 Wochen de facto "neu erfinden" kann, denn nicht weniger als das wird notwendig sein, um seine (kleine) Chance auf den Einzug in die Hofburg zu wahren. VdB befindet sich dabei allerdings in einer strategischen Zwickmühle: Ändert er nichts, sind seine Chancen auf die Hofburg nahe Null. Ändert er (zu) viel, kann Hofer - der ganz selbstbewusst seiner bisherigen Linie treu bleiben kann - ihn als "Flip-Flopper" brandmarken, der seine Meinung ganz opportunistisch ändert, wenn es für einen Wahlerfolg unausweichlich erforderlich ist, weil einige bisherige Positionierungen beim Wahlvolk ganz offensichtlich "durchgefallen" sind.
Ein zweiter Platz aus dem 1. Wahlgang wäre grundsätzlich noch kein übergroßes Handicap, wenn sich sein Rückstand in einem überschaubaren Bereich (von ca. 3 bis 7 Prozent) bewegen würde. Van der Bellen müsste jetzt jedoch fast 14 (in Worten: vierzehn) Prozent aufholen. Da reicht es nicht, wenn er die übrigen Wähler im Verhältnis 4:3 oder 3:2 gewinnt, er müsste sie beinahe im Verhältnis 2:1 für sich gewinnen: Denn während Hofer zusätzliche 15% genügen, um die 50%-Marke zu überschreiten, müsste Van der Bellen schon zusätzliche 29% für sich überzeugen; er müsste also seinen Stimmenanteil aus dem 1. Wahlgang nicht nur verdoppeln, sondern beinahe verzweieinhalbfachen.
Van der Bellen wird zunächst einmal seine Schockstarre überwinden und danach trachten müssen, dass er im Laufe der nächsten Wochen ein Mindestmaß an "Momentum" aufbauen kann, sonst wird er völlig chancenlos sein. Für die Stichwahl ist Van der Bellen derzeit jedenfalls nur klarer Außenseiter.

Conclusio:
Die gute Nachricht für Hofer: Er kommt im Mittel der Berechnungen für meine 1. Stichwahl-Ergebnisprognose auf knapp 54% und ist damit deutlicher Favorit.
Die gute Nachricht für VdB: Weil in 4 Wochen aber noch viel passieren kann, bewegt sich das 95%ige Konfidenzintervall in einem Rahmen von +/- 4,5%, d.h. es liegen 9% zwischen Minimum- und Maximumwert meiner Prognosen, was wiederum bedeutet, dass noch immer (fast) alles möglich ist.
Nach der 1. Stichwahl-Ergebnisprognose würde Van der Bellen übrigens in Wien und Vorarlberg eine Mehrheit erreichen, und Hofer in allen übrigen 7 Bundesländern. Kein einziges Bundesland wäre wirklich knapp.

Anmerkungen zu den ausgeschiedenen Kandidaten:

Für Irmgard GRISS hat es erwartungsgemäß doch nicht ganz für die Stichwahl gereicht. Dass sie den Umfragekaiser Van der Bellen jedoch eine zeitlang gehörig zittern ließ, und schlussendlich nur um rund 2% hinter ihm landete, nötigt einigen Respekt ab. Außerdem hat sie die Kandidaten beider(!) Regierungsparteien um Lichtjahre hinter sich gelassen, was in einem einigermaßen "normalen" Wahlgang locker für den 1. Platz reichen würde, wenn nicht die Regierungsparteien so erschreckend schwache Kandidaten nominiert hätten.

Über die Regierungskandidaten KHOL und insbesondere HUNDSTORFER (aus der "verbindenden Kraft" wurde offensichtlich eher die "schwindende Kraft"), die höchstens durch ihren beinahe schon mitleidserregend erbärmlichen Wahlkampf "geglänzt" haben, brauche ich an dieser Stelle nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Diese beiden Herren konnten trotz intensivem Inseraten- und Plakat-Einsatz gemeinsam(!) nicht einmal ein Viertel(!) der Wahlberechtigten überzeugen. Sie haben die Stichwahl nicht einfach nur unglücklich verpasst (wie z.B. Frau Griss), sondern vielmehr um Lichtjahre verfehlt und sind damit die unangefochtenen Verlierer des Wahlabends.

Auch wenn LUGNER mit seinen 2,3% sicherlich unter seinen eigenen Erwartungen blieb: Mehr blamiert als Khol und Hundstorfer hat er sich mit seinem Wahlergebnis auch nicht.



Kommentar zur finalen MH-Ergebnisprognose und finale Einschätzung für den 1. Wahlgang [22.04.2016]

In der letzten Woche dürfte sich nicht mehr allzu viel bewegt haben, weil es auch in der großen TV-"Elefantenrunde" keinen klaren Sieger oder eindeutigen Verlierer gab.
Khol scheint sich mit seiner drohenden Niederlage nicht abfinden zu wollen und schlägt wie ein Ertrinkender wild um sich: vor allem gegenüber Griss fällt er mit schweren Fouls auf, was deren Chance auf die Stichwahl ein wenig schmälern könnte. Es scheint, als wolle er lieber verbrannte Erde hinterlassen als Griss einen Erfolg zu gönnen.
Hofer spielt nur noch auf Nummer sicher und will nichts mehr anbrennen lassen, was angesichts seiner Favoritenrolle absolut verständlich ist.
Hundstorfer schafft es - wenig überraschend - nicht, sich selbst völlig neu zu erfinden, das von ihm dringend benötigte "Wunder" wird damit wohl ausbleiben.
Van der Bellen zeigte sich insgesamt leicht verbessert und etwas "wacher": es dürfte die erste wichtige Diskussion gewesen sein, in der seine Performance nicht unterdurchschnittlich war. Ob ihm wohl jemand geflüstert hat, dass der Schlafwagen nicht nur bei weitem nicht bis zur Station "Hofburg", sondern nicht einmal mit Sicherheit bis zur Station "Stichwahl" fährt?
Die Diskussion in der "Krone" über ein Standard-Interview von Frau Griss (in dem sie auch bei einer höheren Anzahl von Asylanträgen nicht gleich den "Notstand" ausrufen würde), und ihr Versäumnis, den Angriff von Khol in diese Kerbe adhoc massiv zu kontern und den Unterschied zwischen "Notstand" im rechtlichen Sinne und einer allfälligen "Überlastung" zu erklären, dürfte vermutlich einige schwankende Unentschlossene in Richtung Hofer getrieben und ihr damit - wenn es wirklich knapp ausgeht - eventuell die Chance auf die Stichwahl gekostet haben. Die Größenordnung einer solchen allfälligen Last-Minute-Wählerbewegung kann ich allerdings nicht so leicht seriös einschätzen. Von der Tendenz geht Griss dadurch im Finish leicht nach unten, und Hofer leicht nach oben.

Die Favoriten auf die Stichwahl sind somit - weiterhin - recht klar Hofer (rund 90prozentige Wahrscheinlichkeit) und Van der Bellen (ca. 78%ige Wahrscheinlichkeit).
Die Chancen von Griss dürften leicht gesunken sein, aber immerhin hat sie - mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 30% - als einzige neben dem Spitzenduo noch einigermaßen realistische Außenseiter-Chancen auf die Stichwahl (und damit auch auf die Hofburg), während ich hiermit prognostiziere, dass die Kandidaten beider Regierungsparteien (Khol und Hundstorfer) mit einer Wahrscheinlichkeit von >99% die Stichwahl deutlich verfehlen werden, da ihr Best-Case-Szenario laut meiner aktuellsten Ergebnisprognose nicht über 17% (Hundstorfer) bzw. 18% (Khol) hinausreicht, und das Worst-Case-Szenario von Van der Bellen (als voraussichtlicher Zweitplatzierter) bei etwa 19,5% liegen dürfte (Hofer könnte mittlerweile sogar im Worst Case mit mindestens 23% rechnen).

Für die Stichwahl bedeutet das folgendes:

Stichwahl-Konstellation mit der größten Wahrscheinlichkeit: Hofer gegen Van der Bellen.
In dieser wäre Hofer mit einer rund 60prozentigen Siegeschance gegen Van der Bellen zu favorisieren.

Stichwahl-Konstellation mit der zweitgrößten Wahrscheinlichkeit: Hofer gegen Griss.
In dieser wäre Griss mit einer rund 90prozentigen Siegeschance gegen Hofer klare Favoritin für die Hofburg.

Da die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl-Konstellation Van der Bellen gegen Griss recht gering ist, gibt es von mir dazu keine gesonderte Ergebnisprognose (wobei auch in dieser Konstellation Griss zu favorisieren wäre, wenn auch etwas weniger deutlich als gegen Hofer).


Finale Einschätzung des Wahlkampfs inkl. "Benotung":

HOFER hat seinen Wahlkampf erwartungsgemäß sehr diszipliniert und nahezu fehlerlos durchgezogen. Die FP-Kampagne war - wie zu erwarten war - hochprofessionell, die Plakate und Inserate sehr fokussiert, er hat in der Finalphase im Internet mit Abstand das größte "Momentum", die Mobilisierung der Kernwählerschaft dürfte also vermutlich gut gelingen. Daher scheinen vielen Faktoren für einen Start-Ziel-Sieg von Hofer zu sprechen. Jedenfalls ausreichend viele, dass er seit meiner ersten Ergebnisprognose Ende Jänner bis zur heutigen Finalprognose (durchgehend) Platz 1 in meinen Ergebnisprognosen einnimmt.
Conclusio: So sieht ein nahezu perfekter Wahlkampf aus. Potential durchwegs optimal genutzt. Daher
Gesamtnote: Sehr gut.

VAN DER BELLEN und sein Wahlkampf hinterlässt den Eindruck eines unentschlossenen Zögerers und Zauderers, der nicht immer eine klare Linie gefunden zu haben scheint (um es höflich auszudrücken). Er startete von relativ hohem Vertrauensniveau ausgehend, konnte dieses aber nicht halten und auch in der Schlussphase kein echtes "Momentum" entwickeln. Wenn er etwas im Laufe seine Wahlkampfs deutlich steigern konnte, dann war es höchstens jener Anteil der Bevölkerung, der ihn deutlich ablehnt und für unwählbar hält. Sein gesamter Wahlkampf wirkte so, als wäre ihm der 2. Platz lieber als der Einzug in die Hofburg. Ob er schon realisiert hat, dass möglicherweise er selbst der einzige ist, der nach Sonntag Abend noch Hofer den Einzug in die Hofburg verwehren könnte, erscheint mir bis jetzt noch nicht ganz sicher.
Die Plakate sind recht ansprechend, aber möglicherweise etwas zu "soft", Inserate sind kaum wahrnehmbar, der Kandidat selbst schafft es noch immer viel zu selten, Kernbotschaften in Diskussionen präzise, kohärent und einprägsam zu platzieren. Selbst die besten Videos verpuffen in der Wirkung, wenn der Kandidat selbst über weite Strecken (zu) wenig Siegeswillen ausstrahlt. Auch wenn er in den letzten Wochen tendentiell stagnierte, konnte er einerseits einen Totaleinbruch vermeiden, und wird andererseits - dank des erbärmlich schwachen SP-Kandiaten - wohl die klare Nummer eins links der Mitte werden, was mit einer beträchtlichen Wahrscheinlichkeit noch immer für den Einzug in die Stichwahl reichen sollte.
Wie er es allerdings in der Stichwahl (sofern er diese erreicht) erfolgreich schaffen will, sich neu zu positionieren (denn ohne Neupositionierung wird er weder gegen Hofer noch Griss gute Chancen haben), ist mir allerdings schleierhaft. Griss ist ihm in den letzten Wochen gefährlich nahe gekommen, falls ein beträchtlicher Teil der unentschlossenen VDB/Griss-Sympathisanten aus strategischen Gründen bereits im 1. Wahlgang die in der Stichwahl mit hoher Wahrscheinlichkeit chancenreichere Griss wählen, könnte er sogar im letzten Moment noch den 2. Platz an sie verlieren. Trotzdem sprechen die meisten Daten - wie auch alle meine Ergebnisprognosen seit Jänner - dafür, dass Van der Bellen Favorit auf Platz 2 ist. Damals allerdings fast Kopf-an-Kopf nahe an Platz 1, heute jedoch deutlich näher an Platz 3 als am Spitzenplatz.
Conclusio: Großes Potential - durch eine Vielzahl von Eigenfehlern - bei weitem nicht ausgeschöpft. Daher
Gesamtnote: (Noch) Genügend.

GRISS hat als einzige völlig parteiunabhängige Kandidatin mit bescheidenen Mitteln einen beachtlichen Wahlkampf hingelegt, vor allem ihr Online-Wahlkampf hat in den letzten Wochen ordentlich an Schwung gewonnen. Ob das jedoch reichen wird, ist fraglich, weil sie - vermutlich vor allem aufgrund des deutlich geringeren Budgets - vor allem in puncto Plakaten und Inseraten doch deutlich hinter ihren Hauptkonkurrenten hinterher hinkt und somit sowohl in den meisten Printmedien wie auch im öffentlichen Raum stark unterrepräsentiert ist. Allerdings sollte man die mittlerweile recht große Schar freiwilliger Helfer_innen nicht unterschätzen, daher ist Griss auch jene Kandidatin mit dem breitesten Prognoserahmen in meiner finalen Ergebnisprognose (sie dürfte mit >95%iger Wahrscheinlichkeit zwischen min. 14% und max. 25% landen).
Griss konnte vor allem seit ihrem Auftritt in der Pressestunde nach Ostern spürbares "Momentum" entwickeln, und dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht deutlich vor beiden(!) Kandidaten der beiden Regierungsparteien landen. In einem "normalen" Wahlkampf wäre ein Ergebnis vor den Kandidaten von SPÖ und ÖVP ein glasklarer 1. Platz, aber 2016 ist kein "normaler" Wahlkampf, weshalb sie derzeit "nur" Favoritin auf den undankbaren 3. Platz ist. Dennoch dürfte sie bis zum Schließen der Wahllokale noch reelle Chancen auf den Einzug in die Stichwahl haben, wenngleich sie bis zum Schluss in der Außenseiterrolle bleibt. Griss konnte sich in meinen Ergebnisprognosen vom Kopf-an-Kopf um die Ränge 3 bis 5 mit den Regierungskandidaten im Jänner deutlich absetzen und klopft nun im Finish zumindest leise an das Tor zur Stichwahl. Meine Ergebnisprognosen sehen sie seit meiner 2. Prognose Ende Februar auf dem 3. Platz, wobei sie mittlerweile deutlich näher an Platz 2 als an Platz 4 liegen dürfte, wodurch sie noch immer das Potential hat, am Sonntag zur Überraschung des Wahlabends zu werden.
Conclusio: Potential nicht optimal, aber - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - doch recht gut genützt. Daher
Gesamtnote: (Noch) Gut.

HUNDSTORFER und sein Team haben in Summe einen nahezu mitleidserregend erbärmlichen Wahlkampf abgeliefert. Ich habe noch selten einen Kandidaten erlebt, dem das "ich will das alles eigentlich gar nicht" durchgängig anzumerken war. Er wird sich mit Khol vermutlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den vorletzten Platz liefern. Normalerweise wäre der deutlich motiviertere Khol zu favorisieren, nachdem die engste SP-Stammwählerschaft jedoch noch weniger "wechselfreudig" als die VP-Stammwählerschaft ist, könnte Hundstorfer vielleicht doch noch knapp vor Khol landen. Aber darauf würde ich keinen Cent wetten.
Hundstorfer lag seit meiner 1. Ergebnisprognose Ende Jänner am 5. Platz, und konnte erst in meiner 5. Ergebnisprognose von letzter Woche erstmals auf Platz 4 klettern. Dies jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern vor allem deshalb, weil Khol in den Umfragen noch stärker abgestürzt ist, was sich - je näher der Wahltag rückt - durch die laufend zunehmende Gewichtung von Umfragedaten in meinen Prognoseberechnungen somit auch in diesen niedergeschlagen hat.
Conclusio: Auch wenn sein Potential von Beginn an nur sehr bescheiden war, konnte er nicht einmal das annähernd umsetzen. Beinahe ein Musterbeispiel, wenn man es darauf anlegen will, eine Wahl mit Sicherheit zu verlieren. Daher
Gesamtnote: Nicht genügend.

Der Wahlkampf von KHOL ist irgendwie seltsam verlaufen, aber immerhin ist er - im Gegensatz zum über weite Strecken hilflos erscheinenden Hundstorfer - weitgehend authentisch geblieben. Auch das Durchblitzen des alten Khol aus den 90er Jahren in manchen TV-Diskussionen war irgendwie authentisch, weil somit auch sein kalkulierendes taktisches Anbiedern in einigen Positionen zum Vorschein kam.
Khol dürfte von allen Kandidaten vermutlich am meisten unter den veröffentlichten (schlechten) Umfragewerten gelitten haben. Ohne Kandidatur von Griss und mit einem schwächeren FP-Kandidaten hätte Khol den für Sonntag vorhersehbaren Exodus hunderttausender VP-Anhänger zu anderen Kandidaten vermutlich in deutlich engeren Grenzen halten und eventuell in die Stichwahl einziehen können, in der er dann durchaus intakte Chancen gehabt hätte (ich schreibe im Konjunktiv, weil ich Khols Chancen nur noch im Promille-Bereich verorte).
Was man Khol definitiv nicht vorwerfen kann, ist mangelnder Kampfgeist: Wie er in den Kurzduellen vergangene Woche und auch in der gestrigen Elefantenrunde gezeigt hat, ist er sich - im übertragenen Sinne - auch in der 89. Spielminute bei einem aussichtslosen 0:4-Rückstand nicht zu schade, noch die eine oder andere "Blutgrätsche" einzulegen, um das Spiel des Gegners noch empfindlich zu (zer)stören.
Khol startete in meinen Ergebnisprognosen auf Platz 3 mit recht großem Potential sowohl nach oben als auch nach unten, und ist seither laufend zurückgefallen. Wie es aussieht, hat er vor allem sein Potential nach unten ausgereizt, und wird nun am Wahlabend bestenfalls am 4., möglicherweise aber sogar nur am 5. Platz landen. Sollte Khol den Kampf um Platz 4 mit Hundstorfer knapp für sich entscheiden können, könnte er zumindest mit dem Ergebnis "immerhin hab ich noch mehr Stimmen als der Rote bekommen" in Pension gehen.
Was jedoch unterm Strich realpolitisch genauso irrelevant ist wie die Frage, ob LUGNER (Gesamtnote: keine) übermorgen nur 2 oder vielleicht doch 4 Prozent der Stimmen bekommen wird. Conclusio: Khol hatte vermutlich die schwierigsten Rahmenbedingungen aller Kandidaten; seine Kampagne hätte zwar sicherlich etwas mehr herausholen können, aber selbst bei einer optimalen Kampagne wage ich zu bezweifeln, ob er in Reichweite der Stichwahl kommen hätte können. Daher
Gesamtnote: Genügend.


Kommentar zur 5. MH-Ergebnisprognose [15.04.2016]

An der Spitze wenig neues: Hofers Tendenz zeigt weiter nach oben, mit einer rund 85-prozentigen Chancen auf das Erreichen der Stichwahl wird er nur noch schwer von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen sein. Van der Bellen stagniert, ist zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp über 70% weiterhin (noch) auf Stichwahlkurs, aber es könnte für ihn noch eng werden, denn:

Für Griss zeigt die Tendenz weiter nach oben, in meiner aktuellen Vorberechnungs-Prognose ("rohe" MH-Berechnungsprognose noch ohne Berücksichtigung von Umfragedaten) liegt sie nur noch um 0,8% hinter Van der Bellen, welcher nur dank einer stärkeren Gewichtung der Umfragedaten (von insgesamt 28%) in meiner Hauptprognose mit gut 2% vor ihr bleibt.

Daher enthält meine aktuelle 5. Ergebnisprognose auch erstmals Prognosen für zwei Stichwahl-Konstellationen: In der wahrscheinlichsten (Hofer - VdB) baut Hofer seine Favoritenstellung weiter aus und ist gegen VdB schon beinahe ein 60:40-Favorit auf den Einzug in die Hofburg (wahrscheinlichstes Ergebnis wäre ein Sieg von ca. 52:48 Prozent für Hofer), während in der alternativen Stichwahl-Paarung (Hofer - Griss) Hofer nur Außenseiter wäre: In diesem Fall stünden die Chancen von Griss gegen Hofer auf den Hofburg-Einzug beinahe 3:1, sie könnte in der Hauptvariante mit einem Sieg von ca. 53:47 Prozent rechnen.

Das bringt im Finale viele VdB-Sympathisanten in eine schwierige Position: Wählen Sie im 1. Wahlgang ihre erste Präferenz (Van der Bellen), mit der Aussicht, dass dieser in der Stichwahl gegen Hofer die schlechteren Chancen hat, und dadurch indirekt die Chance erhöht, dass Hofer Bundespräsident wird? Oder wechseln einige deshalb schon jetzt zu ihrer zweiten Präferenz (Griss), um sicherzustellen, dass es jene Kandidatin in die Stichwahl schafft, die die wesentlich größeren Chancen hat, Hofer zu schlagen?

Auch interessant: Während Griss seit den Osterfeiertagen ihre Facebook-Anhängerschar um ca. 33% steigern konnte, und Hofer sogar um 47%, konnte Van der Bellen im selben Zeitraum nur um knapp 8% zulegen - das sollte beim Team VdB eigentlich alle Alarmglocken schrillen lassen. Derzeit kann VdB nur froh sein, dass der Wahltermin nicht erst in einem Monat, sondern bereits in einer guten Woche ist. Denn wenn seine stagnierende Tendenz noch einige Wochen so anhielte, dann würde die Wahrscheinlichkeit, dass er den Einzug in die Stichwahl noch verspielt, auf über 50% ansteigen.

Khol kämpft tapfer weiter, ist aber wohl schon seit einiger Zeit auf verlorenem Posten. Seit Ostern ist nämlich bei ihm auch in sozialen Netzwerken mehr oder weniger ein "Null-Momentum", d.h. totale Stagnation, zu beobachten. Wenn es Bewegung bei ihm gibt, dann nicht nach oben, sondern noch ein Stück weiter nach unten.

Hundstorfer widme ich ein letztes Mal noch einen ausführlicheren Absatz, denn er dürfte nach seinem katastrophalen TV-Abend - er hat ganz augenscheinlich alle Duelle verloren - nun wohl endgültig out sein. Gegen Griss wirkte er wie eine Mischung aus Gewerkschafts-Apparatschik und Polit-Schönfärber, der regelmäßig versucht, sich mit leeren Polit-Phrasen vor konkreten Aussagen zu drücken. Gegen Van der Bellen - sein strategisch wahrscheinlich wichtigstes Duell, weil er die Abwanderung von SP-Wählern zu VdB stoppen müsste um seine Mini-Chance auf die Stichwahl zu wahren - war er ebenfalls klar unterlegen, während VdB zumindest in diesem Duell gezielte Botschaften an das SP-Wählerspektrum setzen konnte.
Hofers Angriffen hatte Hundstorfer gar nichts mehr entgegen zu setzen; er wirkte so als hätte er sich selbst bereits aufgegeben. Und gegen Khol, der im letzten Duell zur Höchstform aufgelaufen ist (was für ihn selbst vermutlich zu spät kommt), ist Hundstorfer völlig "abgesoffen" und hat sich de facto widerstandslos verbal "abwatschen" lassen. Dass ich Hundstorfer überhaupt noch einen 1%-ige Chance auf die Stichwahl gebe, liegt nur daran, dass ich generös auf ganze Prozentpunkte runde. Seine Chance auf den Einzug in die Hofburg liegt nach meiner aktuellen Ergebnisprognose übrigens bei exakt 0 Prozent, jene von Khol bei 1 Prozent.

Warum ich Lugner kaum erwähne? Weil sein voraussichtlich dürftiges Abschneiden mit hoher Wahrscheinlichkeit unbedeutend für den Wahlausgang sein wird.


Kommentar zur 4. MH-Ergebnisprognose [08.04.2016]

Mittlerweile ist die Phase des Wahlkampfs erreicht, wo die Umfragen zumindest einigermaßen ernst genommen werden können (was bis etwa Ostern noch nicht wirklich der Fall war), daher sind in dieser 4. Ergebnisprognose Umfragedaten mit einer Gewichtung von insgesamt 25% enthalten.

Was Lugner betrifft: Wem seine Kandidatur am meisten Stimmen kostet, ist derzeit für mich schwer einzuschätzen. Vermutlich dürfte er Griss und Hofer am meisten kosten, aber auch allen anderen könnte er ein wenig wegknabbern. Weil einerseits diese Wahl völlig offen ist, und andererseits es der FPÖ recht gut zu gelingen scheint, ihre Reihen zu schließen, halte ich ein Ergebnis von mehr als 5% für Lugner für sehr unwahrscheinlich, aus derzeitiger Sicht halte ich rund 3% für einen realistischen Wert für ihn.

In der ersten großen TV-Diskussion vergangenen Sonntag (Puls 4) konnten die der breiten Masse noch relativ unbekannteren Kandidaten Hofer und Griss vermutlich am besten punkten, Van der Bellen wirkte hingegen nicht sehr überzeugend (Hinweis an Team VdB: im Schlafwagen wird er die Hofburg nicht erreichen!), daher in meiner Prognose auch eine leichte Abwärtstendenz für ihn. Aber auch die Kandidaten der Regierungsparteien konnten laut OGM-Umfrage kaum überzeugen, daher geht es für beide noch ein Stück weiter abwärts. Beiden Kandidaten räume ich nur noch Chancen von deutlich unter 10% auf das Erreichen der Stichwahl ein (Hundstorfer sogar nur noch 2%). Beiden kann wohl nur noch ein kleines Wunder, d.h. ein totaler "Game-Changer" oder die (derzeit nicht absehbare) Implosion eines der führenden Kandidaten helfen.

Griss hat nach einer sehr starken Pressestunde auch einen recht soliden Auftritt in der Puls4-Kandidatenrunde hingelegt und hat dadurch weiterhin Aufwind. Die Obergrenze ihres Potentials hat sich in Richtung 24% bewegt, wodurch ich ihr nun erstmals eine Chance von (knapp) über 30% auf die Stichwahl einräume.

Hofer und Van der Bellen sind jedoch weiterhin für die ersten beiden Plätze - und damit den Einzug in die Stichwahl - zu favorisieren.

Für die Stichwahl selbst wird (falls sie Hofer gegen VdB lautet) aus meiner Sicht Hofer immer stärker zum Favoriten, da sein Wahlkampf bisher nahezu fehlerlos läuft und er bei seinen TV-Auftritten durchwegs einen starken Eindruck hinterließ. Ganz im Gegensatz zu Van der Bellen, der teilweise wenig motiviert und uninspirierend wirkt, und noch immer zu einigen Fragen keine klare Linie gefunden hat.
Dazu kommt noch sein eher schwächelndes "Momentum". Als kleines Indiz dafür: Während Van der Bellen die Anzahl seiner Facebook-Fans in den letzten 4 Wochen um knapp 6.000 steigern konnte, wurde er vor wenigen Tagen von Hofer erstmals überholt, der im selben Zeitraum um über 28.000(!) zugelegt hat.

Sollte der Aufwärtstrend von Griss (und die Stagnation von Van der Bellen) auch in einer Woche noch anhalten, werde ich in der nächsten Ergebnisprognose (voraussichtlich 15.04.) neben der wahrscheinlichsten Stichwahl-Konstellation (derzeit: Hofer - Van der Bellen) auch eine weitere Prognose für die zweit-wahrscheinlichste Stichwahl-Konstellation (derzeit: Hofer - Griss) berechnen und veröffentlichen.


Kommentar zur 3. MH-Ergebnisprognose [20.03.2016]

Auch in meiner 3. Ergebnisprognose (diesmal mit einer Gewichtung der Umfragedaten von 18%) sehe ich an der Spitze noch immer das Duo Hofer und Van der Bellen relativ deutlich voran. Griss legt in kleinen Schritten weiter zu und scheint sich langsam aber doch von den beiden Schlusslichtern Khol und Hundstorfer (die noch weiter zurückfallen und inzwischen schon einen beträchtlichen Rückstand auf das Spitzenduo aufgerissen haben) abzusetzen. Wenn sie sich weiterhin einigermaßen gut behaupten kann ohne deutlich zurückzufallen, könnte sie schon bald nach Ostern zur einzig verbleibenden reellen Herausfordererin des Spitzenduos für die beiden Startplätze in der Stichwahl werden.

Weil der von vielen erwartete Einbruch von Griss bisher ausblieb, wird die Situation nun auch für Khol immer enger. Das Regierungsduo müsste nun schon mit besonderem Schwung nach Ostern aus den Startlöchern kommen, sonst werden die inzwischen ohnehin relativ geringen Chancen von Hundstorfer und Khol bald nur noch theoretischer Natur sein.

Van der Bellen wirkt auch nach seinem zitzerlweisen Nachjustieren in der Angelobungs-Frage weiterhin nicht sehr überzeugend, wodurch sich seine Chancen in einer allfälligen Stichwahl jedenfalls nicht verbessern.

Lugner hat also die 6000 Unterschriften innerhalb der Frist nicht erreicht. Ich gehe davon aus, dass er sie auch in der Nachfrist nicht schaffen wird. Falls doch, wird er selbstverständlich in der nächsten Ergebnisprognose berücksichtigt werden.


Kommentar zur 2. MH-Ergebnisprognose [28.02.2016]

Hofer und Van der Bellen scheinen in meinen Berechnungen ihre Favoritenrolle zu unterstreichen. Khol und Hundstorfer schwächeln deutlich, während Griss ein wenig aufholen kann. Derzeit aber noch zu wenig, um hohe Chancen auf die Stichwahl zu haben. Aus dem Trio Griss/Khol/Hundstorfer scheint jedoch die Erstgenannte noch am ehesten ihre Außenseiter-Chance auf den Einzug in die Stichwahl zu wahren, während die Lage für Khol und vor allem Hundstorfer (dem ich schon jetzt nur noch eine rund 3-prozentige Chance auf den Einzug in die Stichwahl einräume) immer schwieriger wird.

Da die Umfragen meiner Einschätzung nach (im Vergleich zu den zum derzeitigen Zeitpunkt aus meiner Sicht deutlich aussagekräftigeren Fundamentaldaten und wesentlichsten Erfolgsfaktoren) bisher Van der Bellen deutlich über- und Hofer deutlich unterschätzen, spielen Umfragedaten auch in dieser 2. Ergebnisprognose mit einer Gewichtung von 12% nur eine untergeordnete Rolle.
Interessant trotzdem: Die minimale Aufwärtsbewegung für VDB resultiert primär aus seinen guten Umfragedaten, während Hofer ohne "Umfragenbeimischung" sogar noch eine Spur stärker zulegen würde.

Da Van der Bellen bisher keine sichtbare Kurskorrektur eingeleitet hat, und Hofer sich bis dato keinen schweren Schnitzer geleistet hat, ist letzterer aus meiner Sicht in einer allfälligen Stichwahl weiterhin leicht zu favorisieren.


Kommentar zur Ausgangslage und 1. MH-Ergebnisprognose [31.01.2016]

Zur Ausgangslage:

Bis 10. Jänner war Van der Bellen für mich Favorit, weil er von der Persönlichkeit und den Vertrauenswerten sehr gute Chancen (gehabt) hätte. Doch dann kam seine streckenweise verheerende Antrittspressekonferenz, wo er sich gleich in mehrere strategische Sackgassen manövriert hat. Van der Bellen scheint in Wirklichkeit Platz 2 anzustreben und gar nicht in die Hofburg zu wollen, anders ist sein Verhalten kaum erklärbar. Denn er positioniert sich so, dass er zwar gute Chancen AUF die Stichwahl hat (solange er SP-Hundstorfer hinter sich lassen kann, was aufgrund dessen Schwäche - Polit-Apparatschik alter Prägung, dazu für 500.000 Arbeitslose politisch (mit-)verantwortlich - nicht allzu schwierig werden sollte), aber seine Chancen IN einer allfälligen Stichwahl werden dadurch von Tag zu Tag geringer. Wenn er in einer Stichwahl gegen Griss oder VP-Khol verlieren würde, dann könnte er immerhin mit einem respektablen 2. Platz ohne allzu großen Gesichtsverlust in Pension gehen. Wenn er in der Stichwahl aber gegen FP-Hofer antreten müsste, und diese Wahl dann eventuell "vergeigt", dann wären er und die Grünen hauptverantwortlich dafür, falls Österreich tatsächlich für die nächsten 6 bis 12 Jahre einen FP-Präsidenten bekäme.

Seit 10. Jänner war Khol - trotz seines ungelenken Antrittsvideos - für mich Favorit auf den Sieg, weil lange Zeit unklar war, ob die FPÖ überhaupt einen Kandidaten aufstellen würde, und falls nicht, hätte Khol mit den konservativen Stimmen alleine vermutlich gute Chancen gehabt, im 1. Wahlgang vor Griss zu landen, und damit in die Stichwahl zu kommen. Und in der Stichwahl wäre Khol vermutlich gegen fast jeden - mit Ausnahme von Griss - zu favorisieren.

Seit Donnerstag (28. Jänner) ist aus meiner Sicht Hofer zu favorisieren, weil Khol durch den Antritt eines eigenen FP-Kandidaten kaum noch Chancen haben wird, einen signifikanten Teil des FP-Wählerpotentials - zumindest im 1. Wahlgang - für sich gewinnen zu können. Wenn Hofer in die Stichwahl kommt, dann wird ihm dort vermutlich ein Mitte/Links-Kandidat gegenüber stehen. Nachdem Hundstorfer einer der schwächstmöglichen Kandidaten ist, den die SPÖ aufstellen konnte, dürfte das wohl am ehesten Van der Bellen werden. Dieser hat jedoch sein Potential durch seine inhaltlich und strategisch unklugen Positionierungen selbst deutlich reduziert, nach meiner Einschätzung hat er allein seit seiner Antrittspressekonferenz die Anzahl an potentiellen Wählern, die ihn keinesfalls wählen würden, seither um etwa 300.000 bis 500.000 vergrößert.

Conclusio: Hofer ist in meiner 1. Ergebnisprognose mein 1. Favorit, sowohl für den Einzug in die Stichwahl, wie auch in der Stichwahl selbst.


Zu den Kandidaten im einzelnen:

1) HOFER:
Der für viele (noch) eher unbekannte FP-Kandidat N. Hofer startet für mich als Favorit in die Bundespräsidentenwahl. Warum?

a) Er ist Kandidat der momentan mit deutlichem Abstand stärksten Partei (die FPÖ liegt derzeit im Durchschnitt(!) der letzten Umfragen mit einem Vorsprung von rund 8 bis 10 Prozentpunkten vor der nächstfolgenden Partei). Allein aus diesem Grund sollte man sich hüten, ihn vorzeitig abzuschreiben.

b) Die FPÖ ist unter Kampagnenleiter Kickl als starke Wahlkämpferin bekannt, die die FP-Anhänger in den nächsten Monaten schon noch "auf Linie" bringen wird. Nachdem die FP jetzt doch einen eigenen Kandidaten aufgestellt hat, erscheint es daher sehr unwahrscheinlich, dass von jenen FP-Sympathisanten die schlussendlich auch zur Wahl gehen, mehr als jeder 5. bis 6. davon einen anderen Kandidaten wählen würde (eher würden sie noch daheim bleiben).
Dazu kommt, dass Hofer (im Gegensatz zu Stenzel) als strammer Freiheitlicher viel besser die Kernschichten der FP anspricht und daher vermutlich besser mobilisieren können wird, als jeder andere potentielle FP-Kandidat. Einzig RH-Präsident Moser würde ich noch ein ähnliches Stimmenpotential zutrauen, da dieser auch eine große Strahlkraft über die eigene Partei hinaus hätte, allerdings dafür vermutlich die Kernwähler weniger stark mobilisieren könnte.
Es wäre daher nahezu ein Wunder, wenn am Ende des Tages nicht mind. 80% der FP-Sympathisanten, die zur Wahl gehen, auch den FP-Kandidaten Hofer wählen. Diese "Wähler-Behalterate" wird vermutlich über jener der meisten anderen (Partei-)Kandidaten liegen, nur Van der Bellen traue ich derzeit eine höhere "Behalterate" zu (die in Richtung 90% gehen könnte).

c) Selbst wenn die FP-Sympathisanten in der Wahlbeteiligung um ca. 5-7 Prozentpunkte hinter der allgemeinen Wahlbeteiligung zurückbleiben sollten, dürfte die derzeitige Stärke der FPÖ dafür reichen, dass Hofer im Bereich von mindestens 25% landet, sofern er im Wahlkampf keine gravierenden Fehler macht. Und ein Ergebnis von >25% dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Einzug in die Stichwahl reichen (ich rechne derzeit damit, dass die Schwelle für den Stichwahl-Einzug zwischen 21 und 24% liegen dürfte).

d) Wer das aktuelle ZIB2-Interview mit Hofer am Donnerstag genau beobachtet hat, konnte sehen, wie diszipliniert, rhetorisch geschult und strategisch-taktisch gut eingestellt Hofer ist. Zudem vermittelte er das Gefühl, ein demütiger Mensch zu sein. Ob echt oder nur sehr gut gespielt, kann ich derzeit noch nicht beurteilen. Aber allein deshalb wird er in TV-Diskussionen nur schwer zu schlagen sein. Ich warne daher bereits jetzt alle anderen Kandidaten (und Parteien) davor, Hofer zu unterschätzen. Wenn Hofer die Stichwahl erreicht, wird er dort kein Kanonenfutter abgeben, sondern auch dort nicht so leicht zu schlagen sein!

Conclusio: Hofer ist für mich 1. Favorit auf den Einzug in die Stichwahl. Wie hoch seine Chancen sind, tatsächlich in die Hofburg einzuziehen, wird stark davon abhängen, wer ihm in der Stichwahl gegenüberstehen wird. Gegen Van der Bellen und Hundstorfer wäre er vermutlich zu favorisieren, gegen Griss und Khol hätte er wahrscheinlich nur Außenseiterchancen. Ich halte derzeit eine Stichwahl Hofer vs. Van der Bellen (in dieser Reihenfolge!) für die wahrscheinlichste Variante, womit Hofer dann auch der Favorit auf den Einzug in die Hofburg wäre.


2) VAN DER BELLEN:
Der ehemalige langjährige Grünen-Chef hatte immer deutlich bessere Persönlichkeits- und Vertrauenswerte als seine Partei. Daher hätte er grundsätzlich gute Chancen auf die Hofburg. Seine größte Hürde scheint jedoch sein eigener Kopf zu sein: Ein Kandidat, der innerlich nicht überzeugt ist ob er das wirklich will, wird - bewusst oder unbewusst - immer wieder unerklärliche Fehler begehen, damit er sein Ziel (das ihm vielleicht in seinem Innersten widerstrebt) nicht erreicht. Alleine bei seiner Antrittspressekonferenz sind ihm mindestens drei schwere strategische Fehler unterlaufen. Weil ich seiner Kandidatur nicht massiv schaden will, sehe ich (vorläufig) davon ab, aktiv einen Scheinwerfer auf diese Fehler zu richten. Aber jeder kann erahnen, dass u.a. seine fragwürdige Haltung zur Angelobung von bestimmten Regierungskonstellationen wie auch seine phasenweise zur Schau gestellte Überheblichkeit ihn für viele unwählbar machen wird.

Seine prononcierte Anti-FP-Position dürfte zwar (auch durch den eklatant schwachen SP-Kandidaten) dafür reichen, im Mitte/Links-Lager vor Hundstorfer zu bleiben, und damit vermutlich auch die Stichwahl zu erreichen; diese Positionierung dürfte ihm jedoch spätestens in der Stichwahl noch schwer zu schaffen machen (aber vielleicht will er diese ohnehin nicht gewinnen?)

Sein Wahlkampf wird weiter zu beobachten sein. Bisher erscheint es so, dass jene Bereiche, die lange genug vorbereitet werden konnten (wie z.B. sein Antrittsvideo) sehr gut gelungen sind, während hingegen seine Live-Auftritte - bisher zumindest - schwach bis sehr schwach waren. Umso unverständlicher, dass er bei seiner eigenen Antrittspressekonferenz gleich mit beiden Beinen in mehrere Fettnäpfchen gesprungen ist.

Wenn die Gerüchte stimmen, dass beim Team VdB am Donnerstag nach Bekanntgabe von Hofers Kandidatur bereits die Sektkorken geknallt haben (in der Annahme, dass durch Hofers Kandidatur die Chancen von VdBs Hauptgegner Khol nun deutlich schwinden werden, was zwar einerseits richtig sein dürfte, andererseits aber darauf hindeutet, dass sie Hofer sträflich unterschätzen), dann könnte es für das Team VdB und die Grünen am 24. April (oder spätestens 22. Mai) noch ein sehr sehr böses Erwachen geben.

Conclusio: A. Van der Bellen ist für mich derzeit 2. Favorit auf den Einzug in die Stichwahl; falls ihm allerdings nicht sehr bald eine Kurskorrektur gelingt, ist er in der Stichwahl maximal Favorit auf den 2. Platz.


3) KHOL:
Obwohl offensichtlich nur zweite Wahl in der eigenen Partei, ist A. Khol unzweifelhaft der Kandidat mit der größten politischen Erfahrung, und vermutlich auch dem ausgeprägtesten politischen Instinkt, weshalb man auch ihn keinesfalls unterschätzen sollte.

Die Kandidatur von Hofer trifft zwar auch Griss (die nun mit weniger Proteststimmen rechnen muss), aber sie trifft Khol noch deutlich härter. Es scheint, als wäre das vorauseilende Anbiedern an das FP-Wählerpotential weitgehend umsonst gewesen. Jetzt muss er entweder bei dieser Linie bleiben und versuchen, Hofers Durchmarsch zu verhindern und die Nr. 1 im rechten Lager zu bleiben (was schwierig werden dürfte), oder es müsste ihm gelingen, die Abwanderung bürgerlich-liberaler VP-Sympathisanten (falls es solche überhaupt noch gibt) in Richtung Griss und VDB weitgehend zu unterbinden. Ob er dadurch aber vor VDB landen könnte, erscheint auch höchst fraglich, zumal VDB mit seiner prononcierten Linksaußen-Strategie den schwachen Hundstorfer nicht nur knapp sondern sogar relativ klar distanzieren könnte.
Warum ich Khol im Vergleich zu Hundstorfer relativ gesehen noch deutlich reellere Chancen auf die Stichwahl einräume (obwohl ich ihn in meiner Ergebnisprognose um nur 1 Prozent voran sehe), hängt damit zusammen, dass er vergleichseweise noch mehr Potential nach oben hat, falls Griss vorzeitig einginge und er gleichzeitig Hofer einigermaßen in Schach halten könnte. Dazu kann er möglicherweise auf eine überdurchschnittliche Mobilisierung über den Seniorenbund hoffen, die vermutlich stärker sein könnte, als jene von den Gewerkschaften für Hundstorfer.

Conclusio: A. Khol sehe ich derzeit eher als Außenseiter, falls er es aber knapp in die Stichwahl schaffen sollte, wäre er dort vermutlich gegen fast jeden zu favorisieren.


4) GRISS:
Die einzige tatsächlich völlig unabhängige Kandidatin I. Griss hat vermutlich das größte Potential nach oben wie auch nach unten, daher bei ihr auch die größte Schwankungsbreite in meinen Prognosen. Das Antreten von Hofer wird sie einige Proteststimmen kosten, andererseits könnte es Khol noch mehr rechtskonservative Stimmen kosten, wodurch Griss es leichter hätte vor Khol zu landen. Um auch Hofer zu distanzieren, wird sie vermutlich zumindest an die 25% der Stimmen brauchen, was ohne jeden Parteiapparat und mit nur geringem Budget sehr schwierig werden dürfte. Die (relative) Stärke von Van der Bellen dürfte indirekt proportional zur "Stärke" von Hundstorfer verlaufen, d.h. auch um Van der Bellen hinter sich zu lassen, könnten 23-26% notwendig sein.

Griss Strategie müsste ähnlich sein wie jene Klestils 1992: Im 1. Wahlgang einen respektablen 2. Platz zu erringen, dann hätte sie gute Chancen, im 2. Wahlgang als Erste durchs Ziel zu gehen. Um zumindest Platz 2 zu erreichen, müsste es ihr gelingen, vor allem Khol so lange wie möglich auf Distanz halten. Wenn sie auch noch 2-3 Wochen vor der Wahl in Umfragen vor Khol liegt, dürfte sie noch reelle Chancen auf die Stichwahl haben. Wenn sie aber konstant hinter ihm liegt, könnte sie am Wahltag näher bei 10% als bei 25% landen.
Vor Khol zu bleiben wird allerdings vermutlich noch nicht reichen, weil sie dann auch noch entweder Hofer oder Van der Bellen hinter sich lassen müsste. Auf das Ergebnis von VDB dürfte sie nicht allzu viel Einfluss haben, da VDB seine Stimmen vor allem von SP und Grünen bekommen wird (sie könnte nur versuchen, den potentiellen Exodus bürgerlich-liberaler VP-Sympathisanten in Richtung VDB zu unterbinden und zu sich umzuleiten, aber das wird wohl nicht ausreichen). D.h. Griss müsste paradoxerweise darauf hoffen, dass Hundstorfer nicht allzu tief abstürzt, weil Hundstorfer und Van der Bellen bis zu einem gewissen Grad "kommunizierende Gefäße" links der Mitte sein könnten.

Ebenso vorhanden, wenn auch eventuell etwas geringer ausgeprägt, dürfte es "kommunizierende Gefäße" zwischen Khol und Hofer um die rechtskonservativen Wähler geben, und in gewissem Ausmaß sicherlich auch zwischen Khol und Griss um bürgerlich-liberale Wähler. D.h. Griss müsste gleichzeitig darauf hoffen, dass Khol nicht allzu stark wird (damit sie ihm eine große Portion potentieller VP-Sympathisanten "abwerben" kann, aber auch dass er nicht allzu schwächelt, weil ein Totalabsturz von Khol im Umkehrschluss ein sehr starkes Ergebnis für Hofer bedeuten würde, und sie es dann schwer hätte, letzteren hinter sich zu lassen.

Während Griss neben ihrer Unabhängigkeit auch mit Glaubwürdigkeit und klarer Rhetorik abseits von Politsprech-Formeln punkten könnte, dürften ihre Defizite im budgetären Bereich sowie bei der Mobilisierung (mangels Parteiapparat) nur schwer auszugleichen sein.

Conclusio: Unabhängig von bisher veröffentlichen Umfragen (die meiner Einschätzung nach zu diesem Zeitpunkt alle für den Kübel sind, daher habe ich den Gewichtungsanteil der Umfragen an meiner Prognose momentan auf max. 5% begrenzt), ist und bleibt Griss aus meiner Sicht weiter Außenseiterin und dürfte aus derzeitiger Sicht mit Khol maximal um Platz 3 kämpfen. Allerdings hat Griss als Unabhängige hohe Vertrauens- und geringe Ablehnungswerte, daher potentiell das größte Potential, sofern der eine oder andere ihrer Konkurrenten deutlich "eingehen". Falls es Griss gelingen sollte, deutliches "Momentum" zu entwickeln, wäre die Stichwahl (in der sie dann gegen vermutlich jeden Kandidaten zu favorisieren wäre) jedoch absolut im Bereich des Möglichen, und sogar Platz 1 bereits im 1. Wahlgang wäre dann nicht völlig auszuschließen.


5) HUNDSTORFER:
Bei ihm kann ich noch immer nicht nachvollziehen, warum die SPÖ ihn aufgestellt hat. Natürlich ist es schmerzlich, dass Barbara Prammer als logische Option tragischerweise abhanden gekommen ist. Aber auch das ist jetzt schon wieder eine Weile her. Wenn die SPÖ diese Wahl ernsthaft gewinnen wollte, hätte sie sich um Kandidaten bemühen können, die nicht nur die eingefleischtesten Partei- und Gewerkschaftsmitglieder ansprechen, z.B. Petritsch oder Vranitzky (auch wenn letzterer vermutlich dankend ablehnen würde).

Als amtierender Minister (noch dazu als jener, der für die höchste Arbeitslosenrate der 2. Republik politisch zuständig war) einer derzeit höchst unbeliebten Bundesregierung in die Wahl zu gehen, ist diesmal wohl ein gewaltiger Startnachteil. Dazu kommt der Eindruck eines Polit-Sprech-Proponenten der "um-den-heißen-Brei-herum-reden"-Fraktion und eines "Gewerkschafts-Apparatschiks", der besser in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts passen würde. Dazu noch seine Startschwierigkeiten (Kandidatur verkündet, aber Webseite und Social-Media-Auftritte erst Wochen später). Mit seiner Leutseligkeit mag er zwar im Bierzelt und Teilen des Gemeindebaus punkten können, das wird aber bei weitem nicht reichen. Er erscheint mir noch deutlich schwächer als seinerzeit Streicher, und selbst dieser ist bekanntlich gegen Klestil sang- und klanglos untergegangen.

Bei Hundstorfer sehe ich weit und breit keine "winning strategy": Ich kann mir zwar unter Umständen vorstellen, dass er in einer allfälligen Stichwahl sehr wohl gewisse Chancen gegen einen sympathiebegrenzten Khol oder einen rechtsnationalen Hofer hätte, aber ich sehe kaum einen Pfad, wie er überhaupt so weit kommen könnte. Warum? Weil
a) seine Strahlkraft über die eigenen Parteigrenzen hinaus (ganz im Gegensatz zu VdB) gleich Null ist
b) ein beträchtlicher Teil der progressiven SP-Wählerschaft (vermutlich mind. 1/5, möglicherweise bis zu 1/3 alle SP-Sympathisanten) bereits im 1. Wahlgang zu VdB tendieren dürfte
c) er es somit sehr schwer hätte, am 24. April vor VdB zu landen. Da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht beide Mitte/Links-Kandidaten in die Stichwahl kommen werden, wäre ein Abschneiden hinter VdB gleichbedeutend mit dem K.O. für Hundstorfer im 1. Wahlgang.

Conclusio: Ich gebe Hundstorfer nur minimalste Chancen. Um die Stichwahl zu erreichen, müsste er wohl Van der Bellen hinter sich lassen, was sehr schwierig werden dürfte. Van der Bellen hat zwar bereits mehrere mittelschwere Fehler begangen, aber eine totale Implosion ist doch eher unwahrscheinlich. Daher lehne ich mich bereits jetzt aus dem Fenster und sage folgendes: Hundstorfers Plafond liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit bei maximal 20-21%, und solche Werte werden höchstwahrscheinlich für die Stichwahl nicht reichen. Daher meine Prognose: Sofern Van der Bellen nicht völlig implodiert, wird Hundstorfer keine Chance auf die Stichwahl haben!


6) allfällige weitere Kandidaten:
Sofern es weitere Kandidaten auf den Stimmzettel schaffen, werden sie auch in den Berechnungen berücksichtigt. Nach derzeitigem Stand schätze ich die Chancen geringer als 50% ein, dass es noch zusätzliche Bewerber/innen auf den Stimmzettel schaffen. Die vergleichsweise noch realistischsten Außenseiterchancen haben für mich (in dieser Reihenfolge!) Awadalla, Lugner und Marschall. Alle übrigen Kandidaten-Anwärter halte ich für völlig chancenlos die Hürde zu schaffen.



Letzter Kommentar vom: 21.05.2016 | © 2016 by MH Prognostics [universalist@gmx.at | 1230 Wien]